Nicht warm geworden

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katrinb Avatar

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Ich bin mit diesem Buch nicht warm geworden. Ausgehend von der Figur ihres Vaters beschreibt die Autorin in "Vati" ihre Kindheit und ihre große Familie. Der Vater hat im II. Weltkrieg ein Bein verloren und kam ins Krankenhaus, wo er seine spätere Frau kennenlernte. Später wurde er dann Leiter eines Kriegsopfer-Erholungsheims, wo er die Bibliothek betreut. Nach dem Tod seiner Frau werden die zahlreichen Kinder auf die Verwandtschaft aufgeteilt.
Die Autorin schreibt einen sehr reduzierten Stil. Er soll wohl der Atmosphäre ihrer Familie (und der Zeit) entsprechen, in der über Gefühle nicht gesprochen wurde.
Es war die Suche nach dem unnahbar und abwesendem Vater, die die Autorin zum Schreiben dieses Buchs motiviert hat. Ich weiß nicht, ob sie es für sich persönlich geschafft hat, dem Vater näherzukommen - mir hat sich seine Person nicht erschlossen. Dass er Bücher liebte, ist eigentlich das Einzige, was ihn auszeichnet. Auch die Autorin selbst ist mir nicht greifbar geworden. Selbst tragische Ereignisse wie der (reale) Tod der Tochter werden sehr knapp und sachlich berichtet - die Gefühle dazu muss man sich denken. Was hat sie gefühlt, als die Familie auseinanderbrach und der Vater verschwand? All das bleibt im Dunkeln....