Vati, wer warst du eigentlich?

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caro.booklover Avatar

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Die Autorin schreibt über ihre Erinnerungen an ihren Vater. Das klingt zunächst nach einem merkwürdigen Konzept, ist aber so lesenswert! Natürlich nicht zuletzt, weil Monika Helfer einfach ganz wunderbar schreiben kann. Es ergibt sich ein wechselhaftes Bild des Vaters, der viele verschiedene Rollen eingenommen zu haben scheint. Genau wie für die Autorin bleibt sein wahres Wesen nach der Lektüre irgendwie rätselhaft. Da ist zunächst die idyllische Kindheit auf dem Berg, weit weg von allen anderen, quasi eine paradiesische Insel, in die jedes Jahr Kriegsversehrte zur Erholung einkehren. Und dann sind da auch die vielen Jahre ohne den Vater, der seiner Rolle nicht mehr gerecht werden konnte. Der abwesend war, um dann plötzlich wieder aufzutauchen. Dass die Autorin trotzdem insgesamt ein eher positives Bild vermittelt, hat mich erstaunt. Vielleicht wäre es ein anderes Buch geworden, hätte sie es in jüngeren Jahren geschrieben. Schön fand ich, dass die Erinnerungen nicht verklärt werden, sondern dass auch negative Episoden beschrieben werden und die Verunsicherung der Autorin über das wahre Ich ihres Vaters zum Tragen kommt.


Fazit:
Zwischen den Zeilen liest man eine Hommage an eine Familie, die wohl auch heutzutage noch als unkonventionell gelten würde. Widersprüchliche Erinnerungen werden zu einem rätselhaften Gesamtbild verflochten ohne zu verklären. Dazu die schöne Sprache der Autorin - ich habe es gern gelesen!