Wunderbar leise

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„Wir sagten Mutti. Unser Vati wollte es so.“
Wie schon in „Die Bagage“ erzählt Monika Helfer in „Vati“ Geschichten aus ihrem Leben.

In den episodenhaften Erinnerungen, die zeitlich hin- und herspringen, berichtet die Autorin über das Leben mit Vati, seiner großen Liebe für Literatur und Bücher, seine Verwundung im Krieg.
Ein schweigsamer Typ war er, der Vati. Doch mit Monika verband ihn etwas spezielles. Sie hatten ihre kleinen Geheimnisse, ihre Blicke, ihre Gedanken — er forderte ihr Interesse an Büchern ein. Er machte sie zu Komplizen.

„Meine ersten beiden Bücher, einen Erzählband und einen Roman, erlebte er noch, und ich brachte ihm je ein Exemplar mit einer Widmung — „Für Vati, Du siehst, auf dem Rücken steht mein Name.“ Ich war gerührt, den ganzen Abend war er dagesessen mit den Bänden in seinen Händen, hatte sie gestreichelt, hatte daran gerochen, hatte irgendwo aufgeschlagen und mit hochgezogenen Brauen einen Absatz gelesen, ohne Kommentar. Als ich das nächste Mal zu Besuch kam, sah ich, dass er meine Bücher im Regal für deutschsprachige Autoren eingeordnet hatte, immerhin gleich hinter Heinrich Heine.“

Es war ein einfaches Leben voller Entbehrungen, welches die Bagage geführt hat. Später als Leiter eines Kriegsopfer-Erholungsheimes, widmete er sich wieder seiner Bibliothek, dort oben in den Bergen. Weiterhin sehr still, wie es viele Männer dieser Generation gewesen sind.
Dieses Leben war für niemanden leicht.

Monika Helfer schafft es auf wenig Seiten Großes zu erzählen. Ohne Hektik und leise erinnert sie sich voller Respekt, auch an weniger angenehme Dinge.

Sensibel, lakonisch und atmosphärisch.

Erscheinungstermin: 25.01.2021