Der Vegan-Papst in Bella Italia

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tochteralice Avatar

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Wer in Deutschland zumindest den Begriff "vegan" gehört hat, kennt meist auch Attila Hildmann, den medienwirksamen Koch und Kochbuchautor, der untrennbar mit der veganen Küche verbunden ist und - man mag von ihm denken, was man will - mehr als maßgeblich dazu beigetragen hat, diese in Deutschland bekannt und vor allem auch interessant zu machen.

Ich selbst bin keine Veganerin, nicht einmal Vegetarierin, ernähre mich jedoch hauptsächlich fleisch- und fischlos. Zu viel Eier und Milchprodukte tun Haut und vielen anderen Regionen des Körpers nicht unbedingt gut, daher lag es auf der Hand, sich auch mit der veganen Küche auseinanderzusetzen. Da ich selbst und auch andere Familienmitglieder die italienische Küche lieben, lag es auf der Hand, Hildmanns neuestes Werk "Vegan Italian Style" unter die Lupe zu nehmen.

Zunächst eine Einführung, selbstverständlich mit einer, nein, einer ganzen Reihe von Botschaften, ganz wie es sich für einen Papst ziemt. Und - ganz nach der Facon von Jamie Oliver - einer Reihe von Bildern des Kochs selbst, allerdings diesmal im Kreise seiner italienischen "Familie". Erfreulicherweise ändert sich das im Rezeptteil - was keineswegs in jedem Hildmann-Buch der Fall ist - wo dann jedes Rezept von einem schönen Foto begleitet wird, das Lust aufs Kochen und Essen macht.

Die italienischen Rezepte, besonders die Pizzen und die Pastagerichte, wirken einladend und köstlich und sind bereits mehrfach von mir nachgekocht worden - alle mit durchschlagendem Erfolg. Auch die - allerdings nicht so zahlreich wie erhofft vorhandenen - Salate sind köstlich. Was allerdings vollkommen fehlt, sind Suppen und das hat mich dann doch ziemlich schockiert, sind sie doch gerade in der Herbst- und Winterzeit das A und O unserer heimischen Alltagsküche - und ich kenne sie durchaus zahlreich aus anderen italienischen Kochbüchern wie auch aus italienischen Restaurants. Auch die "Secondi" sind aus meiner Sicht nicht richtig repräsentativ und enthalten zudem auch Gnocchi und Risotti, die beide m.E. auch - wie Pasta - als Zwischengang gereicht werden. Mit Blick auf den ersten Teil wie auch auf einige der Desserts ist dies aber durchaus ein Kochbuch, das viele "nützliche" Gerichte enthält, die ich langfristig in unseren Speiseplan eingliedern werde, da sie unaufwändig und bekömmlich sind und zudem gut schmecken!

Doch eines stört mich wirklich und irgendwie passt es wirklich gut zu den vielen Hildmann-Fotos: Hier ist nicht die Rede von Bioläden bzw. Biosupermärkten, nein, es sind Biodealer, der Leser wird durchgehend geduzt, alles schmeckt super und man ist auch nicht hungrig, sondern wird vom Hunger gepackt.... nein, ich mag es definitiv lieber, wenn es sprachlich einerseits nicht ganz so lässig, andererseits nicht so aufgesetzt zugeht. Ich gebe offen zu, dass Attila Hildmann mich ein kleines bisschen nervt. Das macht es mir anstrengend, mich länger auf dieses Buch einzulassen - gottseidank ist es diesmal nicht ganz so präsent wie in einigen anderen Hildmann-Kochbüchern und somit ganz gut zu ertragen.