Irreführender Titel

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
laberlili Avatar

Von

Fand ich die angebotene Leseprobe zu "Vegan to Go" noch recht vielversprechend, desillusionierte mich das Werk letztlich doch eher: Ich fand es schon irritierend, dass das Buch mit sehr viel einleitendem Geplauder begann, in dem explizit darauf hingewiesen wurde, dass man als Veganer den kleinen Snackhunger zwischendurch ganz leicht auch mit Kartoffelchips, Studentenfutter und solcherlei Knabbereien stillen könne, die man auch jederzeit an Tankstellen bekäme. Zum Einen gehören solche Vorschläge wie "Kauf' dir halt was Fetthaltiges anner Tanke!" nicht zu den Aussagen, die ich in einem hauptsächlichen Kochbuch erwarte und zum Anderen hatte ich mir doch deutlich gesündere Essens-/Rezeptvorschläge ausgemalt, wobei Hildmann hier frühzeitig betont, die enthaltenen Rezepte gäben hauptsächlich Schlemmereien wieder, die man sich nicht allzu oft gönnen solle - oder man müsse sein in den vorherigen Büchern beschriebenes Fitnessprogramm strikt durchführen bzw. solle die "Vegan to go"-Rezepte gleich abwechselnd mit den früher von ihm übermittelten Rezepten nachbereiten.
Das klang für mich dann schon ein wenig nach Bauernfängerei: als wolle man "Hildmann-Neueinsteiger", die als Erstes "Vegan to go" lasen, unbedingt dazu bringen, auch die weiteren Hildmann-Bände zu kaufen, obschon eingangs eine sehr ausführliche Einleitung ins Thema Veganismus steht, welche für Hildmann-Kenner und längst vegan Lebende wohl eher wie eine ermüdende Wiederholung von Längstbekanntem sein dürfte: Warum, wieso, weshalb vegan? Welche Lebensmittel sind garantiert vegan und welche tierischen Lebensmittel können durch welche pflanzlichen Alternativen ersetzt werden etc. pp.
Im Verlauf des Buchs habe ich übrigens eine ebensolche Verachtung wie auch schon für die "Kartoffelchips von der Tanke" für Quinoa entwickelt, erschien mir "Vegan to go" so manches Mal doch auch zu sehr wie eine Werbung für besagtes Nahrungsmittel.

Ich bin häufiger unterwegs, unternehme teils mehrstündige Zugreisen und auch nur für längere Wanderungen ist es mir immer lieb, gleich Proviant dabei zu haben: Ich hatte an "Vegan to go" die Erwartung, hier vornehmlich "Picknickgerichte" vorzufinden, die sich schnell vorbereiten lassen und ebenso simpel für unterwegs mitnehmen lassen.
Dabei finden sich hier aber nur ganz stinknormale, aber eben vegane, Mahlzeiten und das "to go" besteht nahezu ausschließlich darin, dass man sie auch im Henkelmann mitnehmen kann, was nun ohnehin auf nahezu jede warme Mahlzeit zutrifft; auch von der Zubereitungszeit her benötigt man in den seltensten Fällen weniger Zeit als für das Kochen einer stinknormalen, daheim am Tisch gegessen Hauptmahlzeit.
Dabei könnte es eventuell aber sein, dass man für den Einkauf ein wenig mehr Zeit benötigt, denn da wurde da doch die ein oder andere Zutat verwendet, die man auch nicht einfach in jedem Bio-Supermarkt/Reformhaus bekommt, selbst hier in der benachbarten Landeshauptstadt nicht.

Überzeugend fand ich lediglich die Bilder, die allerdings auch recht professionell aufgepimpt wirken, aber eben schön anzuschauen sind; aber letztlich konnte ich mich doch nicht dazu durchringen, mehr als eine Handvoll Rezepte nachzukochen (sah natürlich nie so gut aus wie auf den Bildern, schmeckte zwar immer, wenn auch nichts ein "wow!"-Gefühl in meinem Gaumen auslöste). Gut, zwei oder drei weitere Rezepte hätten mich schon interessiert - wenn ich nur wüsste, wo ich all das benötigte Zeug auftreiben könnte?

Im Großen und Ganzen erschien mir "Vegan to Go" aber nur wie ein Buch, mit dem sich Attila Hildmann selbst bauchpinseln und Werbung für sich und sein "Gesamtwerk" machen wollte bzw. nur zeigen wollte, wie toll er auch auf Reisen (zumindest solche, die in westliche Millionenmetropolen führen) vegan leben kann.