Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt

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signalhill Avatar

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Die Leseprobe von Felix Kuchers "Vegetarianer" liest sich gut und flüssig, ist aber extrem ungewöhnlich. Auf den ersten Blick scheint das Konzept dahinter modern und seiner Zeit voraus, aber auf den zweiten Blick bin ich mir da gar nicht mehr so sicher.

Erst einmal sei zu bemerken, dass die antiquarische Sprache nicht zur Zeit passt, in der die Handlung spielt. Warum entscheidet sich der Autor hier für diese Sprache und macht es zudem der Rezipientin schwer, den Text an diesen Stellen zu lesen? Das passt hier m.E. nicht wirklich.

Zweitens finde ich die Ideen teils modern, teils aber auch sehr an den Vorlieben des Arztes selbst orientiert, z.B. im Bezug auf das Liebesleben. Was er mag, macht er zur Devise für alle. Rational oder irgendwie zu begründen ist das aber nicht.

Und dann stutzt man, wenn es um das Impfen geht. Handelt es sich bei "Vegetarianer" schlichtweg um einen Querdenker-Roman, der uns wieder einmal vor den Impfungen warnen möchte? Gestutzt habe ich hier, weil an der Stelle über das Impfen die Sprache ganz anders klingt, die Message hier auch klingt, als wollte jemand - also der Autor - hier seine Meinung einbringen. Die Stelle klingt für mich sehr eingefügt aus persönlicher Überzeugung. Die Sprache hat nichts Antiquarisches an dieser Stelle.

Ist dies also nur ein Impfgegnerroman im Kleid eines modernen Konzeptes? Was will der Autor? Ich möchte dem Buch gern eine Chance geben und dies selbst herausfinden. Ich hoffe, dass meine schlimmsten Befürchtungen hier nicht wahr werden. Ich bin leicht skeptisch, möchte aber gerade deswegen "Vegetarianer" hier vorablesen.