Diefenbach - Maler und Lebensreformer

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adelheid von buch Avatar

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"Vegetarianer" ist eine Romanbiografie des Malers Carl Wilhelm Diefenbach, der Ende des 19. Jahrhunderts lebte. Der Schutzumschlag gefällt mir sehr gut. Die satten Spinatblätter auf dem abgwetzten Bretterhintergrund präsentieren diese Geschichte ziemlich passend. Diefenbach propagierte eine völlig andere Lebensweise, da er erkannte, dass viele der Zivilisation geschuldete Gewohnheiten belastend für die Gesundheit der Menschen sind. Auch die "Ignoranz der Doktoren und die Gier der Pillendreher" sind ihm ein Dorn im Auge. Er wollte eine ganz neue Richtung einschlagen. Rohkost, Nacktheit, Naturheilmittel sollten für den neuen Menschen der Zukunft Grundlagen des Lebens sein. Diefenbach lebte kompromisslos nur das, was er selbst für richtig befand. Auch verbrachte er viel Zeit damit, auf den Straßen der Stadt lange Reden zu halten, um die Menschen zu bekehren. Seine Ideen steckten damals noch sehr in den Kinderschuhen. Es gelang ihm, zeitweise einige Jünger um sich zu scharen, aber einen große Durchbruch erreichte er nicht. Diefenbach sah sich selbst als den großen Meister, dem die anderen Menschen zu folgen hatten. Er stand in keinem geistigen Austausch mit anderen Gleich- oder Ähnlichgesinnten. Diefenbach war ein ziemlicher Egozentriker und wohl kein besonders angenehmer Zeitgenosse. Ständig hatte er Geldsorgen und auch mit seiner Frau und den Kindern gab es jede Menge Ärger. Oft wurde die eine oder andere Katrastrophe erst im letzten Moment abgewendet.
Der Roman zeigt eine streitbare Persönlichkeit, die geradezu besessen ist von ihren Ideen und doch stets auch dem bestehenden gesellschaftlichen Umständen Rechnung tragen muss. Der Sprachstil passt ins Ende des 19. Jahrhunderts und macht die Figur Diefenbachs sehr plastisch. Es hat mir sehr gefallen, den Maler Diefenbach näher kennenzulernen und zu sehen, dass seine Themen immernoch sehr aktuell sind.