Spannender Charakter

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Welch eine spannende historische Figur hat sich Autor Felix Kucher da ausgesucht: Karl Wilhelm Diefenbach ist Veganer, Nudist und Impfgegner. Und das im 19. Jahrhundert in Bayern!
Im Spiegel der Gegenwart wäre die Geschichte des Malers und selbsterklärtem „Künder einer neuen Zeit“ erhellend sein können, doch bei der 2/3-Marke geht der Geschichte die Luft aus. Diefenbachs Leben besteht aus fortwährendem Verlassenwerdens von Frauen und Anhängern seiner Vegetarianer-Lehren. Und leerer Kassen. Diefenbach ist immer pleite und schafft es aber wundersamer Weise immer wieder etwas Geld zusammenzukratzen. Das Buch siecht aber selbst etwas dahin und findet keine Pointe.
Die Sprache hält mich als Leser „an der Stange“. Wortgewandt und mit angemessener Erzähl-Distanz zum Protagonisten führt Felix Kucher durch die etwa 230 Seiten.
Das Buch ist ein Roman und keine historische Abhandlung. Deshalb hätte ich mir gewünscht, dass Diefenbach als Figur und der Plot mehr vom Autor verdichtet worden wäre. Eine Analogie auf das Impfgegnertum von heute kann man anhand von Diefenbachs Geschichte kaum bilden. Zu sehr unterscheiden sie sich, wie ich finde.
Fazit: Über weite Teile habe ich den Roman genossen. Es macht Spaß der streitbaren Figur zu folgen und zu sehen, wie sie überall aneckt. Was der Autor jetzt damit sagen wollte, habe ich nicht verstanden. Zum Ende hin flachte meine Interesse stark ab. Trotzdem spreche ich eine Leseempfehlung aufgrund der schönen Sprache aus.