Die gefallene Heldin?

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Schon auf den ersten Seiten spürt man, dass Julia Dippel nicht einfach eine Geschichte erzählt sondern sie entfesselt eine Welt, die zwischen Sternenstaub und Dämonenblut pulsiert. Velvet Falls beginnt nicht mit einem Knall, sondern mit einem Flüstern: dem Echo einer gefallenen Heldin, die sich weigert, vergessen zu werden.
Velvet ist keine makellose Protagonistin. Sie ist verletzt, wütend und doch ungebrochen. Die ersten Seiten zeigen sie nicht als strahlende Auserwählte sondern als jemand, der ausgewählt wurde zu fallen. Ihr Traum, Teil eines Hexenzirkels zu werden, ist zerbrochen und stattdessen reitet sie Dämonen. Nicht aus Stolz sondern aus Notwendigkeit. Diese Umkehrung klassischer Fantasy-Tropen macht sie sofort greifbar und faszinierend.
Die Welt, in die wir eintauchen ist düster und verführerisch. Als die Sterne fielen, kehrte die Magie zurück aber nicht als Geschenk, sondern als Fluch. Die Götter, die mit ihr kamen sind unsterblich aber nicht unverwundbar. Schon früh wird angedeutet, dass ein magisches Virus sie bedroht und dass Velvet eine Schlüsselrolle spielt. Die Visionen, die sie heimsuchen sind wie brennende Prophezeiungen: chaotisch, beängstigend und wunderschön.
Bereits jetzt wird Kash eingeführt. Velvet kennt ihn, liebte und verlor ihn. Und jetzt soll sie ihn um Hilfe bitten um die Welt zu retten. Die Spannung zwischen ihnen ist auf den ersten Seiten bereits spürbar aber nicht als kitschige Romanze, sondern als tiefe Wunde, die noch nicht verheilt ist.
Das „Enemies to Lovers“-Trope wird hier nicht als Spiel benutzt, sondern als seelischer Konflikt. Man spürt bereits in diesem Teil des Buches: Diese Liebe hat Konsequenzen.
Die ersten Seiten sind wie ein dunkler Zauber, der sich langsam um das Herz legt. Man fühlt Velvet regelrecht. Ihre Enttäuschung, ihre Stärke und ihre Angst.
Julia Dippel schreibt mit einer Intensität, die nicht laut ist sondern eindringlich. Jeder Satz trägt Gewicht, jede Szene eine Ahnung von etwas Größerem. Die Sprache und Wortwahl ist sehr fazettenreich und vielfältig. Es ist, als würde man an der Schwelle zu einem Sturm stehen und spüren, dass man nicht nur mitgerissen wird, sondern Teil davon ist.
Velvet Falls beginnt nicht wie ein typischer Romantasy-Roman. Es beginnt wie ein Versprechen: dass Schmerz, Magie und Liebe sich nicht ausschließen sondern bedingen. Die ersten Seiten sind atmosphärisch dicht, emotional aufgeladen und voller Andeutungen, die Lust auf mehr machen. Velvet ist keine Heldin, die gerettet werden muss. Sie ist eine Frau, die sich selbst retten will und dabei vielleicht die Welt.