Venizianische Schatten

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Im noch winterlichen Venedig, hockt am helllichten Tag eine reglose Gestalt auf den Stufen der Kirche Santa Maria Rosario. Trotz ihrer augenscheinlich höherwertigen Kleidung macht sie einen verwahrlosten und verwirrten Eindruck. Zur selben Zeit flanieren Commissario Luca Brassoni und seine Lebensgefährtin, die Pathologin Carla Sorrenti über Venedigs beliebteste Uferpromenade und entdecken die reglose Gestalt. Sofort bieten sie ihre Hilfe an und rufen die Ambulanz. Carla beschleicht das ungute Gefühl, dass dieser Fall sowohl sie als auch ihren Freund noch länger beschäftigen wird. Sie soll Recht behalten, denn nur kurze Zeit später wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Wie sich herausstellt ist die Tote vor einiger Zeit spurlos verschwunden und auch die Unbekannte aus Dorsudoro ist vor langer Zeit als vermisst gemeldet worden. Für Luca steht fest, dass diese Fälle irgendwie zusammenhängen. Leider kommt er mit seinen Ermittlungen nur langsam vorwärts, denn die vermeintliche Zeugin leidet an einer retrograden Amnesie, doch die Zeit drängt, denn schon wieder wurde eine junge Frau entführt.

So kann man sich täuschen, bin ich bisher davon ausgegangen, dass es in der schönen Lagunenstadt keinen Winter im herkömmlichen Sinne, mit Schnee und Kälte gibt, belehrt mich die Autorin doch eines Besseren.
Ich lese sehr viele Bücher dieses Genres, auch und im Besonderen internationale Autoren, und ich erkenne viele Besonderheiten im Aufbau und in der Umsetzung der Story. Skandinavische Krimiautoren zum Beispiel, legen sehr viel Wert auf das Interagieren ihrer Protagonisten, italienische Autoren sind sehr detailverliebt, wenn es um die Landschaftliche Präsentation geht und sie nutzen jede Gelegenheit kulinarische Leckerbissen an den Leser weiterzugeben. Daniela Gesing nimmt sich dieser Besonderheiten ebenfalls an, das hat mir sehr gut gefallen. Bemerkenswert fand ich, das sich die Pathologin Carla bei der Beschreibung ihrer Arbeit nicht in medizinischen Fachbegriffen ergeht, sondern diese auch für einen Laien verständlich „übersetzt“. Eine erfrischende Abwechslung zur eher anderen Entwicklung im Bereich Krimi/Thriller.
Der eigentliche Fall versprach am Anfang sehr viel Spannung und auch Nervenkitzel, hiervon konnte mich die Autorin aber nicht so ganz überzeugen. Das lag zu einem Teil daran, das ich schon ziemlich früh einen „Hauptverdächtigen“ hatte, der auch mit viel zu vielen gängigen Klischees ausstaffiert wurde als das man ihn nicht in Erwägung ziehen könnte, zum anderen Teil wird man als Leser sehr oft (vor allen Dingen bei Szenewechseln) auf die sich in den nächsten Stunden dramatisch verändernden Situationen hingewiesen. Beim ersten Lesen dieses Hinweises fand ich ihn etwas plump, da dies aber noch öfter auftaucht, irgendwann enervierend.
Fazit: Ein solider Krimi, mit einer interessanten Story aber gemäßigten Spannungsbögen.