Dieses Buch wird mir noch eine Weile im Kopf herumgeistern

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Vengeance hebt sich ganz eindeutig von der Großzahl der aktuellen Veröffentlichungen im Bereich New Adult Romantasy ab – vielleicht auch deshalb, weil es meines Erachtens nicht zu hundert Prozent in dieses „Micro-Genre“ passt.
Die Liebesgeschichte hat für mich nicht den Dreh- und Angelpunkt des Buches ausgemacht. Und das liegt ganz einfach daran, dass die Protagonisten – bzw. deren Handlungen und Gedankengänge – nicht immer glasklar nachvollziehbar für mich waren. Mercy ist einerseits total von Nemesis fasziniert, andererseits kann er sie aber die meiste Zeit – zumindest kam es bei mir so an – auch nicht wirklich leiden. Und Nemesis hat eigentlich anderes im Kopf bzw. hat ihre Gründe, weshalb sie Mercys Familie nicht gerade wohlgesonnen ist. Trotzdem hatte ich immer wieder das Gefühl, dass sich die beiden annähern, dann aber aus unerfindlichen Gründen wieder abstoßen. Für mich hat das nicht immer Sinn ergeben; dafür blieb es aber auch konstant spannend zwischen den beiden.

Was Vengeance aber ausmacht, ist die düstere Stimmung. Diese kommt nicht nur wegen der teilweise doch recht heftigen Themen auf, sondern schon allein wegen des Settings und des Schreibstils. Während des Lesens lag immer eine gewisse Schwere auf mir – und ich persönlich finde es fantastisch, wenn Autoren mich mit ihrem Buch so einfangen können, dass ich den Schnee praktisch auf der Haut fühlen kann, und die Stimmung des Buchs sich auf mich überträgt.

Bzgl. des Inhalts wurde nach einer gewissen Zeit zwar klar, worauf Band 1 hinauslaufen sollte. Mir war relativ schnell klar, wohin der Plot um die Auflösung des Mordes an Nemesis’ Bruder führen sollte – gewisse Details zum Ende hin kamen dann aber wieder überraschend und haben eigentlich mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Insgesamt blieb es durch die vielen, vielen Ebenen an Geheimnissen immer spannend und fast schon verwirrend: Ich hatte bis zum Ende das Gefühl, ganz viel Information zu bekommen, aber nichts damit anfangen zu können. Nachdem Band 1 nun gelesen ist, schwirren in meinem Kopf praktisch noch genauso viele Fragezeichen herum wie zu Anfang. Mit anderen Worten: Ich bin absolut bereits für Band 2, der leider noch etwas auf sich warten lässt.

Fazit:
Wer einen düsteren Dark Academia / Fantasyroman mit komplizierten Charakteren (die leider etwas emotional undurchsichtig bleiben) lesen will, dem könnte Vengeance sehr gut gefallen.
Nachdem ich Probleme damit hatte, mich in die beiden Protagonisten einzufühlen, hat mir dieser letzte Funken gefehlt, den ich mir noch erhofft hätte. Nichtsdestotrotz eine großartige Leistung und ein wirklich toller Einstieg in die Reihe.
4,5 Sterne