Düstere Traumwelten

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svettusch Avatar

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Nemesis solll an der Academy of Dream Analysis ihren Bruder rächen, da dieser von der Direktorin ermordet wurde. Dort angekommen, trifft sie recht schnell auf Mercy, dem Neffen der Direktorin, der seine eigenen, düsteren Geheimnisse verbirgt. Denn Mercy wiederum versteckt etwas in seinen Träumen, dass niemals das Tageslicht erblicken darf. Mercy und Nemesis spüren sofort eine große Anziehungskraft, doch ihre Geheimnisse und Intrigen spielen die beiden gegeneinander aus.

Das Buch wird aus der Sicht von Mercy und Nemesis erzählt. Ich fand insbesondere Nemesis ein bisschen schwer zu fassen, möglicherweise soll sie jedoch kühl und unnahbar wirken. Mercy wiederum wirkte edgy mit seinem extravaganten Auftreten. Beide haben durch ihre unterkühlte Art zueinander gepasst, ihre Wortgefechte haben Spaß gemacht zu lesen und die Chemie zwischen den beiden war unbestreitbar. Ihre Anziehung ist zunächst vor allem sexueller Natur, aber darauf macht keiner der beiden ein großes Geheimnis. Durch ein einschlagendes Ereignis lernen sich die beiden dann auch charakterlich besser kennen.

Die Nebencharaktere waren in diesem Buch absolut besonders und vor allem Jupiter Sterling (allein dieser Name, sehr cool!) war unfassbar interessant. Bei vielen Nebencharakteren weiß man über lange Zeit nicht, woran man wirklich ist - sind sie Gegenspieler, befinden sie sich in einer Grauzone oder sogar Freunde? Folglich waren die Nebencharaktere in ihren Eigenschaften vielschichtig, aber gleichzeitig geheimnisumwoben. Viele dieser geheimnisvollen Hintergründe werden mit der Zeit aufgedeckt und bringen die Geschichte auch im Ganzen voran.

Hierbei sieht man einfach, wie gut durchdacht der Plot war. Neben dem Alltag an der Akademie und dem Besuch der einzelnen Unterrichtsfächer versucht Nemesis aufzudecken, wie ihr Bruder verstorben ist und kommt dabei ungewollt auch Mercy näher. Intrigen und Plot-Twists entfalten sich nach und nach und ergeben ein spannendes Gesamtbild. Auch wenn ich das Ende inhaltlich ein wenig erwartet hatte, empfand ich die Darstellung der Zusammenhänge und wie sie sich alles Seite für Seite ineinanderfügt einfach unfassbar gelungen. Ein recht großes Thema, das sich zudem zwischen den Zeilen befindet, ist die Stellung von Frauen, auch im Hinblick auf Sexismus.

Den Schreibstil empfand ich als sehr poetisch, nahezu malerisch. Der Schreibstil gibt dem Buch eine große Tiefe, denn die Traumwelt wirkt dadurch noch besonderer und realistischer. Plot und Schreibstil ergänzen sich hier perfekt, auch wenn die Charaktere dadurch vielleicht nicht immer in die Tiefe gehen. Zu Beginn musste ich mich daran gewöhnen, doch mit der Zeit habe ich es lieben gelernt. Beispielsweise werden Szenen vor allem anfangs an besonders spannenden Momenten abgebrochen (meist durch außenstehende Ereignisse oder der Cut zwischen den Szenen wurde bewusst gewählt). Dadurch entsandt ungemein viel Spannung, aber manchmal wäre ich in Momenten gerne noch ein bisschen ausgeharrt. Da ich außerdem die Autorin und ihren Schreibstil noch nicht kenne, wusste ich nie, wohin die Reise führt, was mich wiederum auch zum Buch gezogen hat. Hier kommen Handlungsweisen einzelner Charaktere durchaus überraschend, wodurch sich das Buch für mich von anderen Fantasy-Büchern deutlich abzeichnet.