"die Dunkelheit in mir"

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ellus Avatar

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"Ich will die Dunkelheit in mir verstehen, die dabei ist, mein Verhältnis zu meiner Familie zu zerstören." Die Kinder des Erzählers in Alex Schulmans autobiographischen Roman haben Angst vor ihm, vor seiner Wut, vor seiner Unberechenbarkeit.
An seinen Großvater, den Schriftsteller Sven Stolpe erinnert, den er selbst fürchtete und verehrte, den er als "ein geheimnisvolles Kraftfeld, selbstleuchtend und unergründlich" beschreibt, beginnt er, die Geschichte seiner Familie zu ergründen, die gerade auf der Seite seiner Mutter eher einem Schlachtfeld mit sich ständig verschiebenden Kampflinien und Feindschaften gleicht.

Bei seiner Spurensuche stößt Schulman auf eine Affäre, die seine Großmutter, Stolpes Frau Karin, mit dem Schriftsteller Olof Lagercrantz hatte. Für diesen Verrat, dieses Hintergehen, dass sie kurzzeitig Liebe ge- und empfunden hat, die er ihr selbst nicht geben konnte (wollte?), hat Stolpe sie anscheinend ihr ganzes Leben lang büßen lassen, und mit ihr alle folgenden Generationen.

Den Gedanken, dass sich Emotionen und Konflikte durch die Generationen einer Familie hindurchziehen und immer weiter zerstörerisch auf die Beziehungen der Einzelnen wirken können, finde ich unglaublich spannend. Selbstverständlich sind es keine natürlichen Zusammenhänge, die da wirken, sondern es sind vorgelebte und weitergegebene Verhaltensmuster, die die Deutung alles Erlebten und die Reaktionen darauf steuern.

Psychologisch faszinierende Charakterstudie zweier Autoren, sehr intensives und beeindruckendes Buch!