Ein feinfühliger und bewegender Romamn

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hajnal Avatar

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Der Klappentext:
Drei Menschen. Zwei Generationen. Ein Geheimnis.
Sommer 1932: Die 24-jährige Karin verliebt sich in den jungen Schriftsteller Olof. Aber es gibt ein Problem: Karin ist mit Sven verheiratet, einem stürmischen, hochrangigen Schriftsteller mit einer grausamen Ader. Wird sie es wagen, ihren Mann verlassen und ein anderes Leben mit ihrer neu entdeckten Liebe beginnen? 68 Jahre später fragt sich Karins Enkel Alex, Autor und dreifacher Vater, warum er eine so tiefe Wut in sich trägt; eine Wut, die seinen Kindern Angst macht und eine Kluft zwischen ihm und seiner Frau schafft. Auf der Suche nach Antworten stößt er auf die Geschichte zweier unglücklich Liebender, die zeigt, wie Leidenschaft, Eifersucht und Wut über Jahrzehnte und Generationen hinweg Wogen schlagen können.


Was mich an diesem Roman besonders interessiert hat, war wie Traumata und Negatives in den Nachfahren noch nach Generationen nachwirken können und insoweit bin ich vielleicht mit falschen Erwartungen an diesen Roman herangegangen, denn leider wurde darauf, wie sich das Erlebte der Großeltern konkret auf deren Kinder und anschließend auf die Enkelkinder übertragen hat, nicht wirklich tief eingegangen. Wenn man aber ohne solche Erwartungen herangeht, erwartet den Leser doch ein großartiges Leseerlebnis und eine berührende Geschichte, die der Autor feinfühlig und authentisch schildert. Natürlich muss man sehen, dass sich seine Recherchen bezüglich seiner Großeltern um Einiges einfacher gestaltete, als es bei uns der Fall wäre, waren sowohl seine Großeltern als auch der Geliebte der Großmutter keine unbekannten Personen und somit vieles verbrieft oder auch aus den Werken der beiden rivalisierenden Männer herauszulesen.

Niemand Geringeres als Sven Stolpe, ein in Schweden sehr bekannter Autor war sein Großvater und seine Großmutter die Tochter des Nobelpreisträgers Hans von Euler-Chelpin. Olof Lagercrantz war auch kein Unbekannter in der Literaturwelt Schwedens, woraus ersichtlich wird, dass sich eine Familienforschung mit diesen Gegebenheiten auch einfacher gestaltet haben muss, selbst wenn der Autor auch zwischen den Zeilen lesen musste und sich die Richtigkeit seiner Recherchen, manchmal erst beim Abgleich mit seinen Erinnerungen, welche er aber teilweise falsch gedeutet hatte, zeigte.

Was also erwartet den Leser bei diesem autobiografischen Roman? Eine Geschichte über eine Frau, die an einem bestimmten Punkt im Leben entscheiden muss, ob sie den Mut hat, ihrem Herzen zu folgen und entgegen aller Konventionen alles hinter sich zu lassen für einen Mann, der sie genau so will, wie sie ist oder ob sie bei einem zutiefst narzisstischen Mann bleibt, bei dem sie eine Andere sein muss und sich ihm unterordnend anpasst. Wie sich diese Geschichte gestaltete, werde ich hier nicht erzählen und dazu soll sich auch jeder Leser selber eine Meinung bilden. Die Moral des Autors ist, dass er erkennt, was seine eigene Wut für seine Familie bedeutet und welche Konsequenzen es für alle haben kann, wenn er nichts daran ändert- ob seine Wut nun wirklich mit der Geschichte seiner Großeltern zusammenhängt, vermag ich nicht zu sagen, ich bin nicht ganz überzeugt. Macht Euch ein eigenes Bild und Eure eigenen Gedanken dazu, denn dazu regt diese Geschichte an und ist, obwohl anders als von mir erwartet, doch ein zartes, feinfühliges und berührendes Buch, welches viele begeistern wird.