Sensibel und beeindruckend

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straubsi Avatar

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„Verbrenn alle meine Briefe“ ist ein Buch, das die Leserschaft einlädt mit in die Familiengeschichte des Autors einzutauchen. Dieser bemerkt in seinem eigenen Verhalten eine Wut, die er sich nicht erklären kann und die ihm große Angst macht, da diese Wut seine Frau und seine Kinder belastet. Nachdem er sich dieser Tatsache gestellt hat, beginnt er, sich mit dem Leben seines Großvaters zu befassen. Dabei stößt er auf ein wohl gehütetes Familiengeheimnis und nach und nach erfährt man, die möglichen Gründe für die immer wieder auftauchenden Wutausbrüche innerhalb der Familie väterlicherseits. In völlig klarer Sprache wird schonungslos offengelegt, in welchem desolaten Zustand die Beziehung der Großeltern war und warum die Großmutter sich nicht aus dieser toxischen Beziehung lösen könnte. Mithilfe von Briefen und Tagebucheinträgen wird rekonstruiert, wie diese toxische Beziehung schlussendlich das Verhalten weiterer Generationen prägt. Dabei geht es nie um Rechtfertigung, sondern immer um die Auseinandersetzung mit dem Thema Wut. Es lohnt sich wirklich, dieses Buch zu lesen, auch wenn man sich stellenweise wünscht, es sei ein fiktiver Roman und das Leben der Großmutter würde sich noch zum Guten wenden. Schön ist auch zu sehen, wie sich der Autor mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt, um den Teufelskreis zu durchbrechen und die Zukunft seiner Beziehung zu sichern.