Tolle Familienbiografie!

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Verbrenn all meine Briefe
Alex Schulman

Alex Schulman hat schon immer gespürt, dass in seiner Familie eine ganz besondere grosse Wut steckt.
Erst als seine eigenen Kinder heulend vor ihm stehen und sie regelrecht Angst vor ihm haben, wird ihm das bewusst.
Bei einer Familienaufstellung stellt er fest, dass alle Familienmitglieder mütterlicherseits völlig zerstritten sind. Die Ursache hierfür ist sein Großvater Sven Stolpe. Dieser war ein berühmter schwedischer Schriftsteller, hoch gelobt für seine Bücher. Doch in Wirklichkeit war er ein Tyrann, ein cholerischer Narzisst, exzentrisch, ein Mann ohne Empathie und ein Ehemann, der seine Frau beleidigt, gedemütigt und gewalttätig bedrängt hat.

Alex Schulmann beschreibt seine Geschichte in drei Erzählsträngen:

- 1932: Das Ehepaar Stolpe zieht vorübergehend in die Sigtuna-Stiftung, dort will Sven ungestört an einem Theaterstück schreiben. Die 24-jährige Karin Stolpe lernt den (noch) unbekannten Dichter Olof Lagercrantz kennen und verliebt sich in ihn. Ihre Liebe entfacht sofort, aber ihr Ehemann Sven demütigt sie vor allen Leuten und zwingt sie dazu mit ihm abzureisen.
Karin und Olof schreiben sich Briefe. Wird Karin ihren grausamen Mann verlassen?

- 1988: Der kleine Alex besucht regelmässig seine Großeltern. Er liebt die Nähe zu seiner liebevollen Oma. Seinen Großvater hingegen fürchtet er. Immer wieder bekommt der junge Alex mit, wie der Grossvater seine Frau unter Druck setzt. Eines Tages findet er Briefe in dem Schrank seiner Grossmutter. Zu spät bemerkt er, dass er einen großen Fehler machte, als er die Briefe seinem Grossvater zeigte.

- Alexander heute: Seine Großeltern sind bereits tot und er versucht alles über sie in Erfahrung zu bringen, indem er Svens Tagebücher, Bücher und Briefe, die ein gewisser Olof verfasst hat, liest, wodurch er Karins und Svens Lebenslüge aufdeckt.
Hierbei stellt er erstaunlicherweise fest, dass sich alle Bücher seines Großvaters mit nur einem Thema beschäftigen, nämlich mit dem Ehebruch seitens der Frau.

Ich habe dieses Buch wirklich gerne gelesen und mich keine Minute gelangweilt. Alex Schulman ist eine wunderbare Familienbiografie gelungen, dennoch muss ich sagen, dass es ein ganz kleines bisschen hinter meinen Erwartungen blieb, da ich sein letztes Buch so geliebt habe.
In Schweden wird dieses Buch, welches 2018 erschien, gerade verfilmt und ich kann mir einen Film zu diesem Buch sehr gut vorstellen.
Ständig hatte ich einen muffeligen Ernest Hemingway vor Augen, der hier Sven Stolpe hiess.
Leseempfehlung von mir.
4½/ 5