Vererbte Wut

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miro76 Avatar

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Alex muss sich eingestehen, dass seine Kinder häufig Angst vor ihm haben. Dabei erhebt er nie die Hand gegen sie. Aber Wut kann man auch anders zum Ausdruck bringen. Um dieser Wut, die immer wieder in ihm brodelt auf den Grund zu gehen, setzt er sich mit seiner Familiengeschichte auseinander und erkennt, dass alles mit seinem Großvater, dem berühmten Schriftsteller Sven Stolpe begann.

Er macht sich auf die Suche nach dem Auslöser und wird fündig in dessen Werk, seinen eigenen Erinnerungen und in Briefen einer beteiligten Person.

Sven Stolpe hat zeit seines Lebens seine Frau dominiert und diese hat es zugelassen, aus Schuldgefühlen und Angst. Auch seine Kinder hat er immer wieder schikaniert. Diese Familie hat keine Bande. Es ist eine Geschichte von gekappten Banden und schlecht vernarbten Verletzungen, die bis ans Lebensende schwelen. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen muss sich Alex seinen Vorfahren stellen.

Der Autor entspinnt hier eine spannende Suche nach dem großen Geheimnis, dass Generationen ins Unglück gestürzt hat. Er betont zwar, dass es eine fiktive Geschichte ist, bedient sich aber dennoch an den Lebensgeschichten seiner Vorfahren.

Alex Schulman erzählt die Geschichte seiner Großeltern mit Bedacht. Er verurteilt nicht; er versucht zu ergründen. Das hat mir sehr gut gefallen und imponiert mir gleichzeitig, denn es scheint viel einfacher, zu urteilen, als Verständnis aufzubringen.

Ich habe dieses Buch fast in einem Stück gelesen, denn diese Suche hat mich stark gefesselt. Diese vertrackte Ehe hat mich sehr berührt! Da das Geheimnis hier natürlich nicht gelüftet werden darf, kann ich kaum mehr verraten. Nur noch so viel: Lest dieses Buch! Es ist wirklich eine schöne, spannende und berührende Geschichte, die bestimmt mehr als einen Kern Wahrheit enthält.