Mit neuem Charakter

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horrorbiene Avatar

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Nun ist es so weit: Tino und Gina gehen beruflich andere Wege, da sie als Paar nicht mehr gemeinsam arbeiten dürfen. So ist Gina nun ein Teil des Teams „Altfälle“ und im Bereich „Mord“ gibt es ein neues Mitglied: Kirsten. Auf diese Weise erhält dieser Band einen ganz anderen Charme, da von Gina nun nur noch privat zu lesen ist. Dies ist sehr schade, da die Zusammenarbeit der beiden ganz viel ausgemacht hat. Allerdings ist auch schon mal von einem glücklich liierten Kommissar zu lesen, der sich Schololade und Espresso widmet und nicht von einem frustierten Einzelgänger, der sein Heil im Alkohol sucht. Ginas Part wurde teilweise von Alois ausgefüllt, der nun immer mehr in de Fokus rückt und von dem der Leser nun mehr Privates erfährt, was ihn auf der Sympathieskala ein ganzes Stück noch oben klettern lässt. Was ich von „der Neuen“ halten soll, ist mir noch nicht ganz klar. Kirsten ist auf jeden Fall ein interessanter Charakter, da sie ein Päckchen Vergangenheit mit sich herum tragen muss. Zudem haben Dühnfort und sie kleine Startschwierigkeiten. So wird dem Leser auf jeden Fall etwas geboten und ich bin gespannt, wie es mit diesen zwischenmenschlichen Beziehungen, die in Löhnigs Krimis immer einen hohen Stellenwert haben, weiter geht. Ich persönlich würde mit natürlich wünschen, dass es in einem Fall einmal Überschneidungen der Kommissionen „Mord“ und „Altfälle“ geben würde.
Dieser Fall ist erneut frei von Gesellschaftskritik und Politik, was mir gut gefällt. Ein junger Mensch, in dessen Clique vor einigen Monaten ein Selbstmord geschah, wurde ermordet. Es liegt nun an Dühnfort das Netz an Verwirrungen und Zusammenhängen zu entwirren und das ist dieses Mal gar nicht so einfach. Löhnig hat diesmal nicht wirklich die Spur auf einen bestimmten Charakter gelenkt, so dass ich nicht einmal dachte „der musste es gewesen sein“, stattdessen hat sie das „Leser manipulieren“ in diesem Fall etwas subtiler gestaltet, so dass ich mich gewundert habe, ob Dühnfort in der Richtung nicht etwas übersieht. Letztendlich wurde eine Lösung aufgedeckt mit der ich gar nicht gerechnet habe und die mich zugegegen auch etwas schockiert hat. Aber das macht auch einen guten Krimi aus.
Ansonsten ist der Fall und der Schreibstil auf dem gleichen guten Nivau wie es auch bei den Vorgängern der Fall war. Hat mich in der letzten Zeit etwas die Leseflaute ereilt, weil die von mir ausgesuchen Bücher etwas langatmig waren, war dieses hier schön kurzweilig, unterhaltsam und wie es sich für einen Krimi gehört auch mitunter spannend.

Fazit: Verflucht seist du reiht sich als fünfter Teil bei Qualität und Anspruch bei seinen Vorgängern ein und ist daher eine wunderbare Fortsetzung – allerdings mit dem kleinen Wehrmutstropfen, dass die Aufstellung der Charaktere sich etwas geändert hat. Doch dies hat den Vorteil für die Reihe, dass sie sich nicht festfährt und gar langweilig wird. Inge Löhnig schafft es immer wieder sehr unterhaltsame Krimis zu schreiben, die man schnell und einfach konsumieren kann und dabei von ihr, was die Täterermittlung betrifft, aufs Glatteis geführt wird. Ich würde jedoch dazu raten, damit man bei den Beziehungen der Protagonisten auf dem Laufenden ist, mit dem ersten Band der Reihe zu beginnen.