Spannende Unterhaltung mit ernstem Hintergrund

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naraya Avatar

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“Verflucht seist du” ist schon der fünfte Band der Reihe um den sympathischen Münchner Kommissar Tino Dühnfort. Neben ihrer Krimireihe hat die, wie ihr Kommissar aus München stammende, Autorin Inge Löhnig übrigens auch schon 2 Jugend-Thriller im Arena Verlag veröffentlicht, die ich auf jeden Fall noch lesen möchte – 2013 wird ein dritter folgen. Weitere Informationen gibt es auf ihrer Homepage.

Handlung:

Es ist Hochsommer in München und eine wahre Hitzewelle rollt über die Stadt. An einem dieser drückenden Sommerabende beobachtet Ricarda Nowotny bei einer Flasche Wein, wie auf der Baustelle gegenüber ein Mann erschossen wird. Das Opfer ist Daniel, ein junger Kfz-Mechaniker. In seiner Hosentasche wird Ecstasy gefunden und so liegt der Verdacht nahe, dass es sich bei der Tat um einen Mord im Drogenmilieu handelt. An diese Theorie wollen Tino Dühnfort, der ermittelnde Kommissar und Daniels Ex-Freundin Mika aber nicht so recht glauben. Voneinander getrennt forschen sie nach und stoßen dabei auf Hinweise, die Daniels Tod mit dem Selbstmord von Mikas bester Freundin Isa vor einigen Monaten in Verbindung bringen. Und so kommt nach und nach die schreckliche Wahrheit ans Tageslicht.

Eigene Meinung:

Obwohl bereits 4 Bände der Reihe vorliegen, war “Verflucht seist du” für mich der Einstieg in die Welt von Kommissar Dühnfort und seinen Kollegen. Für das Verständnis des Kriminalfalls stellte das kein Problem dar, allerdings schienen sowohl in seinem Team, als auch im Leben des sympathischen Tino so einige Dinge geschehen zu sein. Ich würde daher jedem empfehlen, die Reihe von Band 1 an zu lesen; ich werde das jetzt auch nachholen. In Band 4 ist Tino Dühnfort jedenfalls gerade mit seiner Lebensgefährtin Gino zusammengezogen. Er wirkt glücklich und zufrieden, wenn es da nur nicht in seinem Team zu Spannungen käme. “Die Neue”, Kirsten, fällt durch ihre ruppige, kühle Art auf, während Kollege Alois oft unzuverlässig und schlampig wirkt. So geraten beide häufig in einen Streit, den Dühnfort schlichten muss. Der Kommissar selbst ist ein durch und durch sympathischer Zeitgenosse, der guten Kaffee und Süßigkeiten liebt. Gut gefallen hat mir auch, dass alle Figuren eine gewisse Tiefe erhalten; so kümmert sich Alois liebevoll um seinen kranken Sohn Simon und auch Kirsten hat ihr Päckchen zu tragen, was ihre Verschlossenheit gegenüber anderen erklärt.

Erzählt wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven. Manchmal bleibt die Autorin ganz nah an Tino Dühnfort und seinen Kollegen und begleitet sie bei ihren Ermittlungen, mal erleben wir die Handlung aus Mikas Sicht oder aus der von Isas Eltern, die sich nach dem Tod ihrer Tochter völlig entfremdet haben. So fügen sich die einzelnen Handlungsstränge nach und nach wie ein Puzzle zusammen, bis sie am Ende für den Leser und natürlich auch für Kommissar Dühnfort ein Gesamtbild ergeben. Inge Löhnigs Schreibstil ist dabei sehr angenehm und an das, was gerade geschieht, angepasst. Mal wirken ihre kurzen Sätze beinahe gehetzt und die Handlung nimmt merklich an Fahrt auf, mal folgen längere, eingehende Beschreibungen, die dem Leser den Eindruck vermitteln, mitten im Geschehen zu sein.

Die Handlung ist von der ersten Seite an spannend. Was zunächst wie eine Geschichte über einen kleinen Drogendealer klingt, weitet sich zunehmend auf andere Themen aus. So erfährt der Leser zum Beispiel, dass Mikas Freundin Isa unglücklich über ihre Figur war, von ihrer Mutter zu Höchstleistungen in der Schule getrieben wurde und kurz vor ihrem Selbstmord noch glaubte, die große Liebe gefunden zu haben. Auf Facebook hatte sie Sascha kennengelernt, der sie erst mit liebevollen Worten eingelullt und dann bloßgestellt hatte. Doch seit Isas Selbstmord ist er wie vom Erdboden verschluckt. Hat Sascha überhaupt existiert oder steckt am Ende jemand aus Isas und Mikas Clique dahinter? Vielleicht Lukas, der sie jahrelang vergeblich anhimmelte und immer übersehen wurde? Und auch Mikas Bruder Phillip scheint etwas zu verbergen.

Die Auflösung des Falles war für mich so nicht vorauszusehen. Im Laufe der Handlung wurde quasi jeder meiner Verdachtsmomente zerschlagen und ungeahnte Abgründe taten sich auf. “Verflucht seist du” ist wirklich ein Roman mit vielen Schichten. Ein Roman, der zeigt, wie einfach es dank Facebook ist, einen Menschen an den Pranger zu stellen. Ein Roman, der auf erschreckende Weise darstellt, was geschieht, wenn Menschen zu sehr lieben. Am Ende des Buches ergeben sich außerdem auch einige interessante Dinge, die das Privatleben des Teams um Tino Dühnfort betreffen und Lust auf Band Nr. 6 machen.

Fazit: ein spannender Krimi mit durchaus ernstem Hintergrund