SPUREN IN DIE IRRE...

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parden Avatar

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Dühnforts fünfter Fall beginnt mit einem Mord in einem Rohbau. Kaltblütig wurde dort mitten in der Nacht ein junger Mann erschossen. Obwohl die Spuren zunächst auf ein Motiv im Drogenmilieu hinweisen, beginnt Dühnfort bald daran zu zweifeln...
Die Ermittlungen führen zu einer Clique, der der tote Daniel angehört hatte. Ein Mädchen dieser Clique beging vor kurzem Selbstmord. Zwei Tote innerhalb recht kurzer Zeit - kann das Zufall sein?

Die Ermittlungen kommen nicht so recht in Gang. Der Fall scheint klar zu sein, da Daniel in seiner Hosentasche Drogen und viel Bargeld hatte, als er tot aufgefunden wurde. Doch bald gibt es berechtigte Zweifel, ob der Tote tatsächlich in den Drogenhandel involviert war.
Und wer ist der mysteriöse Sascha, der Isa in den Selbstmord trieb? Niemand kennt ihn, das anonyme Wesen aus dem Internet. Gelingt es, seine Identität zu ermitteln? Und welche Rolle spielen Daniels und Isas Freunde?

Dühnfort ermittelt mit gewohnter Hartnäckigkeit und vergisst dabei nicht, seinen Instinkten zu vertrauen. Doch etliche Male rennt er dabei in Sackgassen, die Spuren scheinen allesamt in die Irre zu führen.
Was die Ermittlungen schließlich zu Tage fördern, erschüttert den Kommissar mehr als die Fälle zuvor. Menschliche Abgründe, Entscheidungen, die er zuvor nicht für möglich gehalten hätte - sinnlose Tode...

Sehr gefallen bei dem Buch hat mir neben den ständigen Irreführungen und überraschenden Wendungen vor allem die ruhige Art der Ermittlung. Zielgerichtet zwar, aber mit ausreichend Zeit, um auch den privaten Hintergrund der Ermittler ein wenig zu beleuchten.
Positiv aufgefallen ist mir auch die Kunst des Beobachtens, die Inge Löhnig wirklich beherrscht. Sei es die Beschreibung eines schwülwarmen Sommertages, die Körperhaltung eines Menschen oder auch seine Gedanken und Gefühle - stets entsteht ein klares, detailliertes Bild davon, skizziert in wenigen Sätzen. Dabei versteht es die Autorin auch durchaus, virtuos mit Wörtern umzugehen. Selbst der Tod eines Menschen erscheint durch ihre Beschreibung nah und fast nachvollziehbar: "Sie hörte (...) das Knacken, mit dem die Halswirbel brachen. Dunkelheit hüllte sie ein. Bilder, Gedanken, Erinnerungen sprühten leuchtenden Funken gleich durch die Nacht, verglühten, glitten in tiefe Unendlichkeit. Ein sachter Wind griff nach ihr, trug sie mit sich, sie war nicht schwerer als ein Hauch, ein Gedanke, der im Nichts zerstob." (S. 361)

Der Krimi ist zwar Teil einer Reihe, kann aber auch gut für sich allein gelesen werden. Das Ende lässt einen etwas nachdenklich zurück, aber damit ist man dann in guter Gesellschaft des Kommissar Dühnfort, dem es schließlich nicht anders ergeht.
Ein angenehm zu lesender, spannender Krimi, der Lust macht auf weitere Bände aus dieser Reihe!