Overkill

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
murksy Avatar

Von

Don Winslow ist einer der besten Thrillerautoren....wenn es um Drogen geht. Nun hat er sich an ein neues Thema herangewagt. Die Geschichte ist schnell erzählt. Dave ist Ex-Soldat, der nun als Sicherheitsmann am Flughafen arbeitet. Eines Tages kann er einen Anschlag verhindern. Doch zeitgleich explodiert ein Flugzeug über der Stadt. An Bord: die Familie von Dave. Bei dem Anschlag sterben hunderte Menschen (was in der Winslow-typischen Art sachlich beschrieben wird). Kurze Zeit nach dem offiziell als Unfall dargestellten Massaker, findet Dave heraus, dass Beweise für einen Anschlag unterschlagen werden. Die Regierung will keinen neuen Krieg gegen den Terror. Doch Dave gibt trotz Druck nicht nach. Bei einer flammenden Rede bittet er die Hinterbliebenen, ihm das Entschädigungsgeld zu geben. Dave bekommt so eine aberwitzige Summe zusammen, um seinen Privatkrieg gegen die Terroristen zu führen. Es beginnt eine blutige und actionsreiche Racheorgie, die einen John Rambo erblaßen lassen würde. Mit einer handvoll Söldner rückt Dave ins Feld und schießt und bombt sich durch eine Übermacht, bis er endlich dem Haupttäter gegenüber steht.
Winslow schreibt wie immer präzise, läßt den Leser nicht zur Ruhe kommen. Das Buch ist definitiv ein page turner. Allerdinge geht einem der Rachepathos ziemlich bald auf die Nerven. Was aber noch viel mehr nervt, ist das permanente Aufzählen von technischen Daten: Kaliber, Sprengkraft, Spannweiten, Traglasten...das Buch liest sich stellenweise wie ein Lexikon der Waffenindustrie. Man kann nur hoffen, dass das Buch nicht von der Waffenlobby gesponsert wurde. Denn was will uns Winslow damit sagen? Dass er google beherrscht? Dass er penibel recherchieren kann? Geschenkt. Das füllt zwar Seiten, trägt aber nichts zur Handlung oder Spannung bei. Ob eine Waffe mit 1200 Schuß Kadenz die Terroristen niedermäht, verleiht dem Buch eher eine makabre Egoshooter-Ansicht. Man kann die Opfer gar nicht mehr zählen. Zum Schluß ist man endlich froh, wenn das Gemetzel ein Ende hat. Winslow schreibt wie immer spannend und schnell, aber etwas weniger wäre hier deutlich mehr gewesen.