Spannung, Action, aber zu viele Waffen

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melange Avatar

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Zum Inhalt:
Nachdem die amerikanische Regierung den Anschlag auf ein Passagierflugzeug aus politischen Gründen totschweigen will, mobilisiert der Ex-Elitesoldat Dave Collins eine Söldnertruppe. Diese soll den Tod von Collins Frau und Sohn rächen, welche in dem Flugzeug saßen, das auf Befehl des Terroristen Aziz abgeschossen wurde. Während Aziz an einem noch größeren Anschlag tüftelt, kommt Daves Truppe ihm immer näher, - bis zum Showdown auf einer indonesischen Insel.

Zum Cover:
Brennendes Flugzeug über der Skyline von New York, Blockbuchstaben in stahlfarbener Schrift, - die Härte der Geschichte, die Härte der Mission und die Härte der Söldner und der Terroristen sehen sich perfekt dargestellt.

Mein Eindruck:
Ja, die Story ist spannend. Ja, der Stakkato-Stil von Winslow gefällt mir. Ja, die Beweggründe aller handelnden Personen sind nachvollziehbar. Aber: Ja, ich bin ein Stückweit enttäuscht!
Und zwar ein Stückweit ungefähr von der Reichweite eines B596, dem Nachfolgemodell des B595, welche als Kleinkalibergewehr etwa dem A566 entspricht, dabei aber mit mehr Patronen und höherer Durchschlagskraft punkten kann. Das ist das große Manko des Buchs, das stellenweise wie ein Katalog der Militärindustrie wirkt: Waffen werden nicht nur genannt, sondern in allen Einzelheiten in ihrer Leistungsfähigkeit und dem Unterschied zu anderen Modellen beschrieben. Ich frage mich ernsthaft: Wen interessiert das? 80 Seiten mit diesen nutzlosen Informationen hätten entweder ersatzlos gestrichen werden können, oder Winslow hätte sich mehr um die Zeichnung seiner Figuren bemühen können. So wirken die Söldner nur fast alle edel und gut, die Terroristen tumb und fanatisch und das bis zum Erbrechen. Diese Schwarz-Weiß-Malerei und der damit verbundene Patriotismus des aufrechten Manns, der tut, was ein Mann eben tun muss (wenn ihn seine Regierung politisch unkorrekt im Regen stehen lässt) hätte trotzdem wegen des wirklich brillanten Spannungsaufbaus gefallen können... aber irgendwann ist es eine Sprengstoffdurchschlagsbeschreibung zu viel und Ottilie-Normal-Leserin beginnt querzulesen.
Eine wirklich gute Textstelle möchte ich - ohne zu viel zu spoilern - trotzdem erwähnen, da ich sie zweimal gelesen habe: Es gibt eine Aktion, die nicht glatt läuft, weil eine Person falsch spielt. Dass das so ist, merkt man jedoch nicht beim ersten Lesen. Beim Zurückblättern fällt dann auf, dass die Sätze auch ganz anders interpretiert werden können. Das finde ich wirklich fantastisch!

Fazit: Die Technik würgt die Spannung fast ab. Für die Ehre und die Familie 3 Sterne