Traurig

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Elke Pistor: Vergessen

Die Leseprobe zu diesem Buch hat mein Interesse geweckt. Und mich traurig gemacht.
Frau Pistor versteht es, eine Szene zu schildern, in der man - in Zusammenhang mit den wenigen Worten der Vorstellung beim Titelvorschlag - die Bedrohung zumindest eines kleinen Mädchens körperlich zu spüren vermeint.
Der Mann, der dann vorgestellt wird, ist sehr einsam und von Zahnweh geplagt. Kurze Erinnerungen an sein früheres Leben lassen den Leser erahnen, wie gut es einst um ihn bestellt gewesen sein muss. Nun hat er offensichtlich kaum noch eine Perspektive. Seine Reaktion auf die wenigen freundlichen Worte seiner polnischen Putzfrau Anna S. zeigt seine Verlassenheit, seine Bedürftigkeit. Seine kurze Unterhaltung mit dem Zahnarzt wirkt bedrohlich.
Sehr intensiv auch die letzte Szene der Leseprobe: Die Protagonistin, Verena, kümmert sich um ihre Großmutter Ruth, die einst an der jung zur Waise gewordenen Verena Mutterstelle vertrat und nun langsam der Demenz verfällt.
Vergessen: Das kleine Mädchen hat vergessen, dass es pünktlich daheim sein soll. Der alte Mann wurde vom Glück vergessen. Ruth hat vergessen, was sie vergessen hat.
Der Stil von Frau Pistor sagt mir sehr zu. Gern würde ich erfahren, wie es weiter geht.