Endlich wieder Kerstin Gier!

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merleredbird Avatar

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Danke an NetGalley und den Fischer Verlag, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben. Meine Meinung ist davon unabhängig.

Ich habe das Buch durchgesuchtet, als die Bestätigung kam. Und trotzdem habe ich ewig gebraucht, um meine Rezension zu schreiben. Ich wusste einfach überhaupt nicht, wie ich meine Meinung in Worte fassen soll.

Zuerst einmal die Punkte, zu denen ich ganz klar meine Meinung sagen kann.
Das Cover ist wunderschön und ich habe mir auch eine Ausgabe mit dem blauen Buchschnitt gesichert, weil es ein echter Hingucker ist.
Die Protagonisten Matilda und Quinn. Sie sind super realistisch geschrieben, ihre Dynamik ist unterhaltsam und bei den etwas romantischeren Szenen musste ich auch mitfiebern. Dadurch, dass es Kapitel aus beiden Perspektiven gibt, konnte ich mich auch gut in die Gefühlswelten und Gedanken von ihnen hineinversetzten. Ich glaube sogar, dass es das erste Mal ist, dass Kerstin Gier beide Perspektiven geschrieben hat (aber nagelt mich nicht drauf fest!). Auf beiden Seiten gibt es etwas stereotypisch überzogene Eltern – bei Matilda sind die Eltern super religiös und fromm und ihr Alltag besteht aus gemeinnützigen Projekten, Kirchchor und Gottesdiensten, Quinn kommt aus einem wohlbehüteten Akademiker Haushalt à la Helikopter-Eltern. Aber im Genre des Jugendbuches passt das ja auch. Wir sehen die Eltern aus der Sicht ihrer Kinder und die nehmen ihre Eltern ganz anders und intensiv war, und wahrscheinlich sind die Eltern gar nicht solche Karikaturen, wie Quinn und Matilda es uns glauben lassen.
Julie als Nebencharakter mochte ich auch, sie ist Matilda eine unglaublich gute Freundin, hält in jeder Situation zu ihr und verteidigt sie, und ich hoffe, dass wir mehr von ihr in den Folgebänden sehen werden.

Typisch Jugendbuch ist der Stil auch jugendlich-leicht gehalten. Kerstin Gier schafft es irgendwie, einerseits einfach zu schreiben, damit es die Zielgruppe versteht, aber es gleichzeitig auch so ansprechend zu gestalten, dass auch alle anderen Altersgruppen ihren Spaß haben. Außerdem ist das Buch wirklich lustig (ich sag nur Schlippe).

Die Handlung würde ich eher als ruhig beschreiben. Erst zum Ende hin kam bei mir die Spannung auf, und das Buch endet mit einem wirklich fiesen Cliffhanger. Ich wollte schon immer wissen, wie die Geschichte weitergeht, aber ich hatte auch kein Problem damit, das Buch abends nach einem beendeten Kapitel wegzulegen – ich hatte nie dieses Bedürfnis, das Buch direkt durchzusuchten.

Dieses Buch lässt mich mit vielen offenen Fragen zurück. Würde mich jemand fragen, um was für eine Art von Fantasy es grob geht (sind es eher Hexen und Zauberer, Vampire und Werwölfe, Fae und Feen, Drachen oder Meerjungfrauen), so würde ich sagen müssen: Ich kann es nicht erklären. Denn einerseits erschafft Kerstin Gier mit ihren „Wesen“ etwas ganz neues, aber irgendwie wirkt die Fantasywelt auf mich auch etwas überladen. Es gibt halt von allen ein bisschen. Auch die Verbindung zum Reihentitel „Vergissmeinnicht“ ist mir nicht ganz schlüssig geworden. Es wäre jetzt nicht das erste Schlagwort, an das ich beim Inhalt gedacht hätte.

Insgesamt konnte Kerstin Gier mich wieder begeistern. Es ist für mich kein Jahreshighlight gewesen, weil ich glaube ich einfach nicht mehr die Zielgruppe vom Alter her bin. Aber es ist eins der besten Jugendbücher, die ich dieses Jahr gelesen habe. Ich bin gespannt, wo die Reise in Band 2 und 3 hingeht; vielleicht wird da ja noch einiges klarer bezüglich des Worldbuildings oder des Titels z.B. Ich gebe 4.5 Sterne und freue mich darauf, Quinn und Matilda bald wiederzutreffen.