Wunderschön in jeder Hinsicht

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Wenn man die Blume Vergissmeinnicht und bunte Cover so sehr liebt wie ich, ist es fast unmöglich, an diesem Buch vorbeizugehen. Leider sind schöne Cover keineswegs ein Garant für schönen Inhalt, manchmal sogar eher eine gemeine Falle. Noch dazu war es mein erstes Buch von Kerstin Gier und so war ich wirklich gespannt, ob ihre Bücher die Begeisterung, die ich über sie so mitbekomme, verdient haben.

Obwohl das Buch beginnt wie das übelste Klischee, überwindet es diesen unschönen Einstieg sehr schnell und entwickelt sich in rasendem Tempo zu etwas ganz Besonderem. Ich habe Quinn seine Charakterentwicklung absolut abgekauft und Matilda habe ich von Anfang an ins Herz geschlossen. Sie sind beide zwei ungewöhnliche Hauptfiguren - er, da er (wenn auch wohl nur temporär) im Rollstuhl sitzt und sie, da sie zwar zweifellos "ganz anders" ist als alle anderen Mädchen, aber auf eine ganz andere Weise als es sonst in solchen Liebesgeschichten umgesetzt wird. Sie ist eine liebenswerte Scheinmisanthropin, die sich aber in Wirklichkeit für jede Kleinigkeit schuldig fühlt und eigentlich überaus rücksichtsvoll ist. Sie haben zwar Facetten an sich, die man schon kennt, aber doch wirken sie wie sehr lebendige und neue Figuren.
Dementsprechend ist auch die Liebesbeziehung erfrischend neu und ich habe zum ersten Mal seit langem wieder bei so einer Story mitgefühlt. Der Humor darf auch nicht unerwähnt bleiben, Kerstin Gier schreibt einfach in einem fantastischen, leichten Stil, der mich an einigen Stellen dazu gebracht hat, laut loszulachen, an anderen Stellen habe ich die Kunstfertigkeit bewundert, mit der sie die Geschichte erzählt. Ich verstehe jetzt, warum sie eine der bekannteren Autorinnen in Deutschland ist.

Ich habe teilweise gelesen, dass einige die Geschichte eher passend für 12-Jährige finden. Das kann ich nicht wirklich bestätigen. Die Protagonisten sind weitaus älter, schon in der Oberstufe, und ich hatte große Freude an dem Buch, obwohl ich nochmal ein Stück älter bin. Was mir aufgefallen ist, ist, dass in diesem Buch die prickelnd heißen Szenen fehlen, die kaum eine Autorin von Romantasy umsetzen kann, ohne dass man mit den Augen rollen muss, weil es einfach so kitschig, unglaubwürdig und - ja, ich muss das Wort wieder verwenden - klischeehaft ist. Das ist also in meinen Augen gerade die Stärke des Buches und ich finde nicht, dass die Beziehung zwischen Quinn und Matilda dadurch zwangsläufig kindlicher wird. Ich konnte sie dadurch leichter ernst nehmen.

Insgesamt eine sehr empfehlenswerte Lektüre für alle, Kinder ab 12, Jugendliche und auch Erwachsene, die bei Romantasy mal eine erfrischend neue Geschichte in jeder Hinsicht suchen. Ich kann es kaum erwarten, 2022 in diese Welt zurückzukehren und mehr über die komplexen politischen Zusammenhänge im Saum und natürlich über Matilda und Quinn zu lernen.