Zwischen Sehnsucht und Alltag

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sonnenblumeberlin Avatar

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Verheiratete Frauen von Cristina Campos ist ein Roman, der sich nicht neu erfindet – aber genau darin liegt seine Stärke. Er erzählt vom Alltäglichen, vom scheinbar Banalen, vom langsamen Auseinanderdriften und dem oft schmerzhaften Zusammenraufen in langjährigen Beziehungen. Drei Frauen – Gabriela, Silvia und Cósima – stehen im Mittelpunkt, jede auf ihre Weise gefangen zwischen Verpflichtung und dem Wunsch nach Selbstverwirklichung.

Was mir besonders gefallen hat, ist die ruhige, unaufgeregte Erzählweise. Campos beobachtet präzise, verzichtet auf große Dramen und lässt die Geschichte in kleinen, glaubwürdigen Momenten entstehen. Die Figuren wirken authentisch, ihre Entscheidungen nachvollziehbar, auch wenn man sie nicht immer gutheißen muss. Ihre Lebensrealität – sei es der Frust in der Ehe, das Gefühl, sich selbst verloren zu haben, oder die stille Sehnsucht nach mehr – wird feinfühlig, aber nie kitschig dargestellt.

Der Roman glänzt nicht durch literarische Raffinesse oder originelle Sprache. Dafür punktet er mit emotionaler Ehrlichkeit und Nähe zu seinen Figuren. Wer große Wendungen oder stilistische Brillanz sucht, wird hier enttäuscht sein. Wer sich aber auf eine leise, menschliche Geschichte einlassen will, findet hier einen Roman, der berührt und nachklingt.

Für mich ist Verheiratete Frauen ein empfehlenswertes Buch – besonders für Leserinnen (und Leser), die sich für die feinen Zwischentöne des Lebens interessieren. Kein Meisterwerk, aber ein lesenswerter, ehrlicher Roman über das, was bleibt, wenn das große Feuer des Anfangs verblasst.