Ein besonderes Leseerlebnis

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Ana ist Testamentsvollstreckerin, Mutter, Ehefrau und Geliebte. Doch dann stirbt Connor, ihre heimlicher Affäre und ausgerechnet seine Frau Rebecca informiert sie darüber. Mehrere Jahre haben Connor und Ana ihre Ehepartner*innen betrogen. Ana wollte immer mehr, doch Connor hat sie am langen Arm verhungern lassen. Hat ihr nur so viel gegeben, dass sie sich nicht dauerhaft löste und jetzt ist er unwiederbringlich fort, ganz plötzlich. Ana fällt in ein Loch. Sie kann mit niemandem über ihren Verlust reden. Nur eine Person wusste von dem Verhältnis, hat aber kein Verständnis. Ana versucht sich Rebecca anzunähern, möchte herausfinden, ob sie wirklich die schreckliche Ehefrau ist, die Connor immer dargestellt hat und vergisst darüber ihre eigene Familie. Dabei ist ihre Ehe kurz davor in den Abgrund zu stürzen.
Erstmal muss ich sagen, dass „Verheizte Herzen“ von Sarah Crossan rein optisch eines der schönsten Bücher dieses Jahres ist, nicht nur der Umschlag ist wunderschön gestaltet, sondern auch der Einband. Doch nun zum Inhalt: es hat mir sehr gut gefallen. Es mutet kurzweilig an, mit den knappen Sätzen, der straffen Typographie, doch ich habe mir Zeit gelassen, wollte keinen Sprint daraus machen, was gar nicht so leicht war, denn es entwickelt schnell eine gewisse Sogwirkung. Jedes Wort scheint mit bedacht platziert zu sein. Es ist lyrisch, aber auch eine Geschichte, verdichtet auf besondere Weise.
Manchmal haben die Zeitsprünge mich etwas verwirrt, ich wusste nicht, wann was zeitlich einzuordnen war, aber das tat dem Lesegenuss keinen Abbruch. Zum Glück muss ich Protagonist*innen auch nicht mögen, um das Buch gut zu finden, denn Ana ist manchmal sehr naiv, glaubt Connors Versprechungen, obwohl sie schon so oft eines Besseren belehrt wurde und Connor entsprich absolut dem stereotypischen Ehebrecher, trotzdem wird hier eine Affäre auf ganz besondere Art inszeniert.
Ein sehr gelungenes Leseerlebnis.