Ein literarisches Kunstwerk über die Trauer

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tinabuch Avatar

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Ein in Versform geschriebener Roman hat mich neugierig gemacht. Ich war skeptisch, ob so ein Lesenfluss überhauptentstehen kann. Ob ich, diese Art zu lesen, hunderte Seiten durchhalten könne. Und ich durfte feststellen, es geht sogar sehr gut. Die Versform hat der Story nicht nur mehr Tempo verlieren, sondern auch einen Hauch Kühle und Dramatik. Die klaren Sätze, kurzen Kapitel und schnelle Szenenwechsel haben mir eine höhere Konzentration abgefordert, als es ein normaler Roman tut. Doch auch das macht ihn besonders.

Ana ist mir ganz besonders ans Herz gewachsen. Als junge Anwältin mit eigener Kanzlei, fokussiert auf ihre Karriere, die Familie eher Nebenkulisse, hat sie ihr Leben bis ins Detail durchgeplant. Eine Affäre bringt ihr Leben aus dem Gleichgewicht, mit seinem Tod gerät es aus den Fugen. Sie trauert, ohne es zeigen zu dürfen, sucht Nähe zu seiner und Abstand zu ihrer Familie, handelt irrational und doch so verständlich.

Sarah Crossan ist mit "Verheizte Herzen" ein wundervolles Kunstwerk über die Trauer einer alleingelassenen Frau gelungen. Ich lege es jedem ans Herz, der sich mit dem Thema Trauer auseinandersetzen muss oder möchte - ganz besonsers, wenn es nur als Außenstehender ist.

Nur vier statt fünf Sterne vergebe ich, da es zum einen keinen greifbaren Spannungsbogen gibt, kein Hinführen auf ein hoffnungsvolles Ende, kein innerer Frieden. Zum anderen fehlte mir der Aha-Effekt, eine Art Learning.

Insgesamt ist es jedoch ein sehr schöner, kunstvoller Roman über die psychologische Ausnahmesituation einer trauernden Frau.