Ungleiches Mutter-Tochter-Duo

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lunamonique Avatar

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In Alma Liebekinds viertem Fall „Verkauft“ von Autorin Constanze Dennig lässt eine seltsame Beobachtung die Hobbykriminalistin nicht mehr los.

Ein Krankenhausaufenthalt hat für die Psychiaterin Alma Liebekind ungeahnte Folgen. Sie steckt bald mitten in einem undurchsichtigen Fall und startet eigene Ermittlungen. Was steckt hinter dem kuriosen Leichentransport? Geht es um Vertuschung, und wenn ja, was verbirgt sich dahinter?

„Steckbrieflich bekannt“ sind alle wichtigen Akteure am Anfang des Buches aufgelistet. Ein nettes Plus, was auch die Übersicht für Neulinge der Krimireihe erleichtert. Mit dem Erzählstil, speziellen Begriffen und Ausdrücken, kommt österreichisches-wienerisches Flair auf. Die Übersetzungen unter dem Text nehmen zu. Von Anfang an liegt die Gewichtung weniger auf der rätselhaften Beobachtung und den Hintergründen sondern auf Persönlichem, Befindlichkeiten von Alma und ihrem Umfeld, Zwistigkeiten mit Freundin Erika und Co und dem Geplänkel mit der Mutter. Ein bisschen lang sind im ersten Buchdrittel die Kapitel geraten. Der Unterhaltungswert von Familien- und Liebesleben nimmt im Laufe der Geschichte ab. Einiges wiederholt sich. Auffällig sind das langsame Tempo, viele Dialoge und die fehlende Spannung. Das aktuelle Flüchtlingsthema wird teils gut mit den seltsamen Vorkommnissen verstrickt, aber die Fäden werden nicht fesselnd weitergesponnen. Wichtige Details versanden und werden spät wieder aufgenommen. Das emsige Mutter-Tochterduo und Almas Alleingänge bilden das Zentrum der Geschichte. Nicht jeder Plan ist wirklich gut durchdacht. Warum es über lange Strecken zu keiner erfolgreichen Zusammenarbeit mit der Polizei kommt, bleibt ein Rätsel. Dickköpfigkeit und Eigensinn von Alma und ihrer Mutter reichen als Begründung nicht aus. Ein bisschen zu viel Psychologie. Almas zahlreiche Träume wollen sich selten recht und schlüssig integrieren. Der Plot überzeugt nicht. Theorien, Indizien und wenig Fakten bis zum Schluss. Die Auflösung wird viel zu rasant abgehandelt, als wäre sie ein unwichtiges Anhängsel. Viele Nebenfiguren bleiben zu blass. Es kommt nicht der Drang auf, mitzufiebern.

Die Coverszene unterstreicht die Düsternis des Falls. Der Titel ist nicht kreativ, weckt aber die Neugierde auf den Krimi. „Verkauft - Alma Liebekind ermittelt“ ist eine in sich abgeschlossene Geschichte. Wer die Protagonisten besser kennenlernen möchte, startet mit dem ersten Fall. Die Krimi-Erwartungen werden nicht erfüllt. Die Mutter-Tochterbeziehung hat etwas Schräges. Gegenseitig werfen sich die beiden die Bälle zu. Fürsorge kommt nicht nur von Seiten der Mutter, auch der Geliebte übt sich darin. Wer Geplänkel, überspitzte Beziehungsklamotte und Co liebt, liegt mit diesem Buch richtig. Eine kurzweilige Lektüre für den Urlaub.