Viel Alma, wenig Ermittlung - haufenweise Fußnoten

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
karla kolumna Avatar

Von

Das Buchcover von "Verkauft" ist gut gewählt: Schwammiger Flur mit Krankenhausbetten - alles in schwarz-weiß gehalten. Welchem Geheimnis wird Alma Liebekind auf die Spur kommen? Die Protagonistin hat gleich zu Beginn mit ihrem eigenen Schicksal zu hadern - oder auch nicht. Denn sie selbst ist Patientin im Krankenhaus wegen eines Frühaborts, über welchen sie recht roh und rau urteilt. Beruhigend irgendwie, dass dieser Umstand mal nicht so tragisch dargestellt wird wie sonst üblich. Immer mit dabei ist Almas betagte Mutter, die mir beinahe zu frisch, agil und aufgeweckt für ihr Alter daher kommt und die natürlich entdeckt, dass ein scheinbarer Todesfall in dieser besagten Klinik vertuscht werden soll. Alles in allem hat Frau Liebekind ein spezielles, chaotisches Leben.

Eigentlich ist der Fall von Beginn an klar, nur der Weg dahin wird im Buchverlauf erörtert. Noch mehr als das steht allerdings das Leben von Alma im Fokus: Ihre Männer, ihre Mutter, ihr Chaos. Das Buch ist nicht konsequent ernst zu nehmen, manchmal etwas witzig und gleicht keiner echten Ermittlung. Es gefällt mir, dass die Flüchtlingsthematik mal nicht mit erhobenem Zeigefinger und schlechtem Gefühl erzählt wird, sondern auch mal mit einem gewissen Augenzwinkern. Die Autorin möchte vermutlich mal die sogenannten gesellschaftlichen Regeln brechen. Und so stört es mich absolut nicht, dass Alma einen jungen Partner hat. Im Gegenteil! Viel zu oft ist es ja bei Frauen regelrecht noch verpöhnt einen jüngeren Mann zu lieben. Hier wird heiter auf diese "Norm" verzichtet. Allerdings wird so oft auf dem Umstand des Altersunterschieds hingewiesen, dass es doch wieder negativ behaftet und thematisiert wird. Außerdem ist ihr Liebhaber ihr nie ebenbürtig, was mich irgendwie enttäuscht.

Die Ermittlung an sich läuft für mich sehr im Hintergrund. Zum Buchende habe ich fast vergessen, dass es um die Aufklärung des Falls geht und nicht um Almas Privatleben. Sehr überspitzt und mit allzu vielen Fußnoten - 102 sind es genau - ist das Buch geschrieben. Es war teilweise unterhaltsam zu lesen, aber nicht unbedingt mein Fall. Ein weiteres Buch der Hobbykriminalistin würde ich mir nicht gönnen. ;)