Schwelende Konflikte

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amena25 Avatar

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Die schwerreiche isländische Familie Snæberg versammelt sich an einem Wochenende in einem abgelegenen Luxushotel zu einem Familientreffen. Während es zu Beginn so aussieht, als könnte es ein gelungenes und harmonisches Familienfest werden, enthüllen nach und nach einige der Familienmitglieder ihr wahres Gesicht. Das liegt vor allem am Alkohol, der in Strömen fließt, aber auch an der Situation, dass man sich an diesem Wochenende nicht aus dem Weg gehen kann. Und so brechen schwelende Konflikte auf und vergangene und gut verdrängte Ereignisse kommen ans Tageslicht. Als dann auch noch einer der Gäste tot draußen in den Lavafeldern aufgefunden wird, weiß niemand mehr, wem man trauen kann.
Durch ständig wechselnde Perspektiven verschiedener Beteiligter wird die Handlung aus unterschiedlichen Blickwinkeln erzählt und wie Mosaiksteinchen setzt sich die Wahrheit nach und nach zu einem Gesamtbild zusammen.
Der Autorin Eva Björg Ægisdóttir gelingt es so, die Spannung, die sich auch zwischen den Familienmitgliedern anstaut, allmählich zu steigern, bis zur großen Auflösung am Ende. Die Abgeschiedenheit des Hotels, die unwirtliche Natur und der aufziehende Sturm tragen zur düsteren und beklemmenden Atmosphäre bei.
Für Fans der drei Vorgängerbände gibt es allerdings eine kleine Enttäuschung. Denn hier spielen die polizeilichen Ermittlungen nur eine Nebenrolle. Und zudem kommt Elma erst ganz am Ende ins Spiel. Da wird sie nämlich als neue Kollegin angekündigt, die bald das Team von Sævar und Hördur verstärken wird. Schade, denn ihre Teamarbeit habe ich in den drei Vorgängerbänden sehr gerne verfolgt. Insofern ist ,,Verlassen“ genau genommen die Vorgeschichte zu ,,Verschwiegen“, ,,Verlogen“ und Verborgen“. Bleibt zu hoffen, dass uns die isländische Autorin noch mit ein paar Fortsetzungen, mit Sævar und Elma, gönnt.