Tödliche Familiengeheimnisse

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Die wohlhabende isländische Familie Snæberg veranstaltet ein Familientreffen in einem luxuriösen, abgelegenen Hotel mitten in den Lavafeldern Westislands. Während draußen ein Schneesturm tobt, nimmt die feuchtfröhliche Feier eine düstere Wendung. Einer der Gäste verschwindet spurlos, und es wird schnell klar, dass in dieser Familie viele Geheimnisse verborgen liegen. Mit jeder enthüllten Wahrheit wird die Atmosphäre bedrohlicher, und jeder erscheint plötzlich verdächtig.

Der vierte Band der Reihe ist keine direkte Fortsetzung, sondern ein Prequel, das zeitlich vor dem ersten Band der Reihe in 2017 angesiedelt ist. Elma ist noch nicht Teil des Teams der Polizei von Akranes. Sævar und Hördur müssen den Fall allein lösen. Ihre Ermittlungsarbeit nimmt jedoch nur einen kleinen Teil der Handlung ein. Klar im Mittelpunkt steht die Familie Snæberg, ihre Beziehungen zu einander und ihre zahlreichen Probleme und Geheimnisse die sie verbergen. Erzählt wird die Handlung aus den Perspektiven verschiedener Familienmitglieder, der Hotelangestellten Irma und dem Kriminalpolizisten Sævar. Die Handlung wechselt zwischen der Gegenwart mit dem Leichenfund am Sonntag, und der Vergangenheit zwei Tage zuvor als die Familienmitglieder anreisen. Das Geschehen im Hotel wird chronologisch erzählt und enthält kurze Einschübe mit der aktuellen Ermittlung. Bis zuletzt bleibt unklar, wer sich hinter der Leiche verbirgt und welche Umstände zum Tod geführt haben. Ich habe bis zum Schluss mitgerätselt, was die Spannung für mich enorm erhöht hat. Die Auflösung fand ich genial, schlüssig und gut nachvollziehbar.

Eva Björg Ægisdóttir gelingt es meisterhaft, die unheimliche Kulisse der isländischen Winterlandschaft mit der klaustrophobischen Stimmung im Hotel zu verweben und so eine düstere, beklemmende Atmosphäre zu schaffen. Ihr Schreibstil ist präzise und eindringlich, sodass man sich als Leser förmlich in der eisigen Einsamkeit verliert. Den Spannungsaufbau fand ich überaus gelungen.

Die Charaktere sind tiefgründig und vielschichtig gezeichnet. Besonders beeindruckend ist die Darstellung der inneren Konflikte – sei es Petras Sorge um ihre Tochter, Tryggvis Kampf gegen seine Dämonen oder Irmas Wunsch, dazuzugehören. Jedes Familienmitglied hat eine eigene Agenda, und genau das macht die Dynamik so fesselnd.

Auch die Covergestaltung ist stimmungsvoll und passend gewählt: Die dunklen Farben und die minimalistische Gestaltung spiegeln die bedrohliche Einsamkeit und die unheilvolle Stimmung perfekt wider.

Fazit: Wer atmosphärische, raffinierte Krimis mit psychologischem Tiefgang liebt, wird von „Verlassen“ begeistert sein. Eine klare Empfehlung für Fans von nordischer Spannungsliteratur!