Einblicke durch eine echte Beamtin

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
melange Avatar

Von

Zum Inhalt:
Die Kriminalbeamtin Toni kämpft nicht nur mit den Ermittlungen zu einer Serie von Frauenmorden, sondern auch mit ihren eigenen Dämonen. Ihr Exfreund Mike – ebenfalls Polizist – wurde nach gegen sie angewendeter häuslicher Gewalt aus der gemeinsamen Wohnung verwiesen und scheint sie nach der Trennung zu verfolgen. Aus Angst vor Geringschätzung verheimlicht Toni dieses vor ihren Kollegen und fällt durch Unprofessionalität auf, welche sie fast den Fall und das Vertrauen ihres Teams kostet.

Mein Eindruck:
Mit ihrer Protagonistin Toni ist Frau Obermeier eine ambivalente Figur gelungen, der man die inneren Konflikte abnimmt. Beeindruckend auch die Schilderungen der Zickereien innerhalb des Teams und zwar nicht aus dem Grunde, das Zickereien wunderbar zu lesen und zu verstehen sind, sondern weil die daraus folgenden Selbstzweifel gut beschrieben werden. Hier ist eine Figur zu finden, die nicht eindimensional gut und richtig agiert, sondern menschlich, - jedoch mit der Fähigkeit zur Selbstreflektion. Der aus der folgenden Isoliertheit resultierende Alleingang erscheint dadurch folgerichtig und nicht nur der Spannung der Handlung geschuldet.
Des Weiteren gibt sich die Autorin viel Mühe mit der Beschreibung von Opfern und Täter und deren Lebensumständen. Insbesondere die Opfer tauchen in Kriminalfällen gerne nur als Nummern auf und es war eine Wohltat, etwas mehr zu ihnen zu erfahren.
Gelungen ist auch der Einfall mit einem Pathologen namens Mulder und dem zarten Pflänzchen einer möglichen Beziehung zu Toni. Diese leichte Komik weiß ebenso zu gefallen wie die Akribie und die glaubwürdige Darstellung der Teambesprechungen.
Für einen zweiten Teil würde ich mir ein paar gelöste Probleme wünschen (der Anfang ist gemacht) und einen Chef, der seinen Mitarbeitern auch dann zuhört, wenn er sich über alle Maßen geärgert hat.

Fazit:
Ein gut durchdachter Fall mit schöner Opfer- und Täterzeichnung, das Privatleben der Ermittler sollte etwas entrümpelt werden.

4 Sterne