Stieglitz und Mulder

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Toni Stieglitz hat sich vor kurzem von ihrem gewalttätigen Freund Mike getrennt hat. Dummerweise ist auch Mike Polizist und so hat Toni Angst in ihrem Kollegenkreis offen mit dieser Trennung und den Gründen dafür umzugehen. Außerdem ist sie in ständiger Angst, dass ihr Ex-Freund sie ausfindig macht und sie "zur Rechenschaft" zieht. Abgelenkt von ihrer Angst wird sie aber, als eines Morgens ihr Telefon klingelt und sie zu einem Tatort gerufen wird. Auf den Stufen einer Kirche, in direkter Nachbarschaft Polizeipräsidium, sitzt drapiert wie eine Puppe eine Frauenleiche.
Toni und ihr Team beginnen zu ermitteln Neben der schwierigen Suche nach dem Frauenmörder, muss sich Toni auch noch ihren Schwierigkeiten mit den Kollegen und ihrer Angst vor dem Ex-Freund stellen. Und die Zeit läuft, denn plötzlich gibt es eine zweite Leiche....

"Verletzung" ist der erste Roman von Manuela Obermeier, wenn man den Roman unberücksichtigt lässt, den sie in der 5.Klasse geschrieben hat.
Seit ihrem Erstlingswerk in der 5.Klasse hat sie allerdings einige Kurzgeschichten veröffentlicht. "Verletzung" ist der erste Band einer geplanten Reihe um die Polizistin Toni Stieglitz. Aktuell schreibt Manuela Obermeier bereits am zweiten Band dieses Reihe.
Der Roman ist angenehm zu lesen. Man merkt, dass Manuela Obermeier Polizistin ist, denn sie beschreibt die Tätigkeit der Polizisten sehr nüchtern und sehr glaubhaft. Dabei gelingt es ihr dennoch die Emotionen der Hauptperson Toni bildhaft darzustellen. Die Kapitel und die Sätze sind nicht zu lang, so dass das Buch schnell zu lesen ist. In den meisten Kapiteln wird das Erleben und Handeln von Toni Stieglitz beschrieben, in einigen wenigen Kapiteln stehen die Opfer im Mittelpunkt. Die "Nebencharaktere" werden eher aus der Sicht gesehen und sind dementsprechend "gefärbt " und zum Teil etwas blass. Auch wenn die Angst vor dem Exfreund viel Raum einnimmt, ist die Mördersuche insgesamt mehr im Mittelpunkt. Ein hohes Spannungspotential entsteht aber vor allem gegen Ende des Buches.

Ich habe den Roman innerhalb von 2 Tagen durch gelesen, weil der Schreibstil und der Romanaufbau ein "schnelles" Lesen möglich machen. Mir hat das Buch gut gefallen, allerdings ist mit die Hauptperson Toni Stieglitz, die mir grundsätzlich sympathisch ist, zwischendurch etwas auf die Nerven gegangen. Sie hat häufig ihren Kollegen/Vorgesetzten gegenüber etwas schroff und dünnhäutig reagiert und sich dann selbst bemitleidet bzw. war beleidigt, weil diese nicht wie gewünscht mit ihr umgingen bzw. sie sanktionierten. Dabei hat sie ihren Vorgesetzten teilweise nicht ernst genommen und sich so gegeben, als ob ihr niemand etwas anhaben könne. Das steht im krassen Gegensatz zu ihrer (schon eher krankhaften) Angst, dass ihr Freund wieder in ihr Leben eingreift bzw. dass ihre Kollegen mitbekommen, was für ein Mensch dieser ist. Letzteres ist so glaubhaft beschrieben, dass ich es dem Charakter abnehmen konnte, während mit das ewige beleidigt sein, wie schon erwähnt, manchmal auf die Nerven ging und mir manchmal erschwerte mit Toni mitzufühlen. Gegen Ende des Buches wurde sie mir dann aber wieder mehr und mehr sympathisch. Ebenso sympathisch waren mir der Gerichtsmediziner Mulder und Tonis Chef Hans. Die anderen Kollegen von Toni sind nicht unsympathisch (selbst Tonis "Feindin" Beate nicht!), sind aber noch etwas blass. Dieses kann sich (und wird sich vermutlich) aber ja im Folgeband ändern. Ein gutes Erstlingswerk mit Steigerungspotential in den nächsten Bänden.