Raffiniert und wendungsreich

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
mimitatis_buecherkiste Avatar

Von

Als eine Leiche gefunden wird, besteht schnell der Verdacht, dass es sich um Maríanna, die vor Monaten verschwundene, alleinerziehende Mutter handelt, von der man seinerzeit annahm, dass sie Selbstmord begangen hat. Zumindest wiesen alle Indizien bis heute darauf hin, da Maríanna alkoholabhängig war und sich nicht gerade als liebende Mutter hervorgetan hat. Die gerichtsmedizinische Untersuchung weist allerdings auf einen Mord hin, Polizeikommissarin Elma und das restliche Team nehmen die Ermittlungen erneut auf und stoßen bald auf Ungereimtheiten.

Nachdem mich der erste Teil der Island Reihe begeistert hat, freute ich mich sehr auf die Fortsetzung und ein Wiedersehen mit Elma und ihrem Team. Wie der Vorgänger zeichnet sich auch dieses Buch dadurch aus, dass sich die Geschichte mehr um die Tiefe der menschlichen Abgründe dreht, als um die Ermittlung selbst. Wer auf viel Action steht, könnte enttäuscht sein, denn hauptsächlich wurde hier das Leben der alleinerziehenden Frau und daneben das Privatleben von Elma, das bereits im ersten Buch thematisiert wurde, ausführlich beschrieben. Was sich nicht sehr dramatisch anhört, empfand ich ungemein spannend, und die vielen Rückblenden taten ihr übriges, um die Spannung kontinuierlich zu erhöhen.

Ich hatte früh einen bestimmten Verdacht und wartete darauf, dass sich dieser bestätigt, was nicht geschah. Was aber geschah, war eine Wendung, die mich dazu brachte, verblüfft und mit offenem Mund mit dem Buch in der Hand dazusitzen und nicht fassen zu können, wie sehr ich mich habe täuschen lassen. Plötzlich ergab sich eine ganz andere Ausgangslage, alle meine Vermutungen machten plötzlich keinen Sinn. Fast musste ich darüber lachen, dass ich so auf dem Holzweg war, bin selten so raffiniert ausgetrickst worden, ohne es zu merken. Was folgte, war unglaublich, denn eine Spekulation nach der anderen löste sich in Luft auf, als weitere Einzelheiten ans Licht kamen. Der Einfallsreichtum muss hier explizit gelobt werden, nichts deutete anfangs darauf hin, dass sich die Geschichte so komplex und vielschichtig entwickeln würde. Der Ausgang der Ermittlung konnte mich erneut überraschen, das war ein Ende, das unerwartet kam.

Mit dem Epilog hätte ich zuletzt gar nicht gerechnet und bin noch unschlüssig, ob mich die Auflösung zufriedenstellt. Insgesamt hat mich der Kriminalroman aber begeistert, ich wollte gar nicht mehr weg aus Island, auch wenn es dort anscheinend mörderisch gefährlich ist, da trifft es sich gut, dass demnächst der dritte Teil erscheinen wird. Volle Punktzahl gibt es dafür von mir und eine Leseempfehlung.