Ein gelungener Kriminalroman

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„U watch me dad, me do da jump. Das Foto, das danach kommt, besteht aus unendlichen Farben in der Unschärfe schneller Bewegungen, als wirbelte derjenige, der das Handy in der Hand hält, durch die Luft. Emme, zuletzt gesehen um 20.37 Uhr.“ (Seite 8)

Seit die 16-jährige Emme vor drei Jahren auf Mallorca verschwunden ist, fehlt jede Spur von ihr. Tim Blanck, Emmes Vater und Ex-Polizist, lebt seitdem in Palma und verdient seinen Lebensunterhalt als Privatdetektiv. Dabei verliert er sich jedoch immer wieder in der Suche nach seiner vermissten Tochter.
Mit Fortschreiten des Krimis kommt Tim den Machenschaften der mallorquinischen Elite auf die Spur und bringt dabei nicht nur sich selbst in Lebensgefahr. Die Warnungen aus seinem Bekanntenkreis nimmt er zwar ernst, kann seine Ermittlungen jedoch nicht aufgeben, denn er stößt auf Hinweise, die ihn zu Emme führen könnten. Und er hat sich eines geschworen:

„Du bist nicht vergessen. Das verspreche ich dir: Ich werde niemals aufhören, dich zu suchen.“ (Seite 30)

Mons Kallentoft versteht es, die Unterschiede zwischen Eltern und Kindern, zwischen Arm und Reich, zwischen Gut und Böse durch den gekonnten Einsatz von Sprache herauszustellen. Zugegebenermaßen hat mich die konsequent verwendete Jugendsprache Emmes sowie das Zitieren von Songtexten zunächst ziemlich abgeschreckt. Doch hat man sich einmal auf den Stil eingelassen, wird deutlich, wie realistisch und liebevoll Kallentoft die Charaktere seines Romans zeichnet.

Die Handlung spielt vordergründig in der Gegenwart, wird aber immer wieder von Rückblicken in die mittlerweile vergangenen 19 Jahre unterbrochen. Besonders Tim wird durch die verschiedenen Erzählperspektiven zu einem Sympathieträger der Handlung.

Zwar überzeugt Mons Kallentoft durch seine intelligente Erzählführung und konstruiert einen perfekten, von Korruption, Geld, Macht und Gewalt bestimmten Plot, der in einem schlüssigen und spannenden Finale gipfelt. Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass die Geschehnisse um das Verschwinden von Tims Tochter noch mehr im Mittelpunkt der Erzählung gestanden hätten, gerade weil Tim durch seine Tochter zu dem Menschen geworden ist, den wir zu Beginn des Romans kennenlernen.

Persönliches Fazit: „Verschollen in Palma“ ist ein gelungener Kriminalroman, der besonders in der zweiten Hälfte ordentlich Fahrt aufnimmt. Leider ist mir persönlich die (direkte) Story um Emme etwas zu kurz gekommen. Trotzdem kann ich das Buch nur weiterempfehlen. Besonders Fans schwedischer Krimis werden auf ihre Kosten kommen.

/RO