Mallorca in dunklen Moll-Tönen

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Tim Blanck, Privatdetektiv auf Mallorca, Ex-Frau Rebecka, Krankenhausärztin in Stockholm, Emme – ihre einzige Tochter als letztes Verbindungsglied einer zerbrochenen Ehe.

2015: die 16jährige Emme überredet ihre Eltern, mit zwei Freundinnen nach Mallorca fliegen zu dürfen, Urlaub mit Partystimmung, cool, chillig, so wie junge Leute eben sein müssen. Letzte Fotos auf Instagram – und aus. Emme verschwindet nach dem Besuch eines Clubs spurlos. Die Polizei stellt rasch ihre Ermittlungen ein. Nicht so Tim Blanck, er verlegt seinen Lebensmittelpunkt auf die verrückte Insel, die abseits der Partymeilen eine ganz andere Stimmung vermittelt, und schwört sich, niemals aufzugeben, seine Tochter zu finden.

Drei Jahre später: abgehackte Sätze, Absätze, die ineinanderfließen, Realität und fiebrige Phantasie, Gedanken und Erinnerungen – alles vermischt sich miteinander zu einem trostlosen Flickenteppich, der die Geschichte von Emme, vor allem aber von Tim erzählt. Über einen Auftrag als Privatdetektiv stößt der unermüdliche Vater auf einen Sumpf an Korruption, Gier und Gewalt und dem Leser präsentiert sich ein düsteres Bild der Urlaubsinsel, ein Moloch, der verschlingt, was er greifen kann.

Aufregend, fesselnd, atemberaubend – gänzlich anders als bei anderen Regionalkrimis – reiht Mons Kallentoft Sätze und Wortfetzen aneinander, verteilt einzelne Wörter auf mehrere Zeilen, trifft damit ebendiese Verzweiflung, welche Tim drei Jahre lang antreibt, ihn förmlich jeden Tag und jede Nacht jagt auf der Suche nach Emme. Verwirrend und beängstigend wirkt der Text, der einen mitreißt und mitfiebern lässt, was damals tatsächlich mit dem jungen Mädchen geschehen ist – lebt Emme?

Ein Krimi völlig anderer Art, keine sympathischen Ermittler, die man gerne einen Tag lang begleiten möchte, keine Sandburgen am Strand, keine Flirts bei bunten Urlaubscocktails, stattdessen tiefe Abgründe, berechnende Gestalten und ein gezeichneter Vater. Gewöhnungsbedürftig. Aber durchaus wert, sich darauf einzulassen.