Wem kann man schon vertrauen ....

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toniludwig Avatar

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Dror Mishani erzählt in seinem neuen Buch >>Vertrauen<< wieder über die Ermittlungen seines Inspektors Avi Avraham. Dieser ist ein eher stiller und zurückhaltender Ermittler, der überdies in der Hierarchie der Behörde eher auf einer unteren Stufe steht. Alltäglich sind dann auch die Fälle, die in in einer Großstadt wie Tel Aviv auf dem Tisch seines kleinen Teams gelangen.
Der Roman zerfällt in zwei Teile : den Ermittlungen über ein ausgesetztes Baby und das Verschwinden eines ausländischen Touristen. Beide Handlungsstränge werden ausgiebig auserzählt und schon bald ist klar, dass wesentliche Fakten nicht mehr zu Tage treten werden. Insofern ist es tatsächlich ein Zerfallen der Handlung, denn die sehr ausgeweitete Geschichte um das Baby, erzählt aus der Sicht einer aggressiven Mutter, scheint zuweilen nicht zur eigentlichen Geschichte des Romans zu gehören.
Dass dieser dennoch gelungen ist, liegt daran, dass Mishani (in der kongenialen Übersetzung von Markus Lemke) ein guter Geschichtenerzähler ist, seinen Figuren zugetan. Der nachdenkliche und zwischen Anspruch und Wirklichkeit mäandernde Avi Avraham reflektiert seine und besonders die Situation Israels in beeindruckender Weise und am Ende ist dann eben doch nichts so, wie es eigentlich schien und dies macht diesen Roman aus, auch wenn er nicht wirklich atemberaubende Spannung aufbaut. Vertrauen jedenfalls kann der Inspektor bei allem berechtigten Selbstzweifel letztlich allenfalls sich selbst und seiner frisch angetrauten Ehefrau Marianka, die ihn auch nach Paris begleitet.