Wer die Wahrheit sagt braucht keinen Rechtsanwalt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
bavaria123 Avatar

Von

Ich bin ein Fan von den Covern des Diogenes Verlags. Auch hier finde ich es wieder einmal richtig gut gelungen.

Dror Mishani nimmt uns mit in einen Vorort von Tel Aviv. Dort wird in einer Tasche ein ausgesetztes Baby gefunden. Gleichzeitig gibt es einen Vermissten in einem Strandhotel. Gibt es einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Fällen, die letztlich auch nach Paris führen?

Der Autor hat einen sehr bildlichen Schreibstil in der Beschreibung der Handlungsorte. Auch die Charaktere stellt er so dar, dass man die Personen direkt vor sich sieht.
Inspektor Avi Avraham ist mir dabei durchaus sympathisch, seine Kollegin Esthi Wahabe kommt mir ein wenig emotionsarm vor.

Die Spannung entwickelt sich allmählich und bleibt dann auch bis zum Ende.
Es geht nicht nur um die beiden Kriminalfälle, sondern auch Themen wie Kindeswohl, religiöse Konflikte, der Mossad, das Leben in Israel allgemein und auch das titelgebende Vertrauen werden aufgegriffen. Dabei versteht Mashani es, das Buch nicht zu überfrachten.
Er geht in seiner Schilderung über die eigentlichen Verbrechen hinaus und übt durchaus auch ein wenig gesellschaftliche Kritik.

Die Auflösung der Fälle ist in meinen Augen nicht ganz stimmig. Ich hätte gern mehr über das "Warum" erfahren.

Wer einen unblutigen, sehr dichten und daher eher ruhig wirkenden Kriminalroman lesen mag, der findet in "Vertrauen" genau das geboten. Und man bekommt zudem noch eine Beschreibung der politischen und sozialen Verhältnisse in Israel in einer spannenden Geschichte.
Für ein paar offene Fragen, die mir geblieben sind, ziehe ich einen Stern ab.