Rezension zu "Very bad widows"

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Schon das Cover hat mich direkt angesprochen – kombiniert mit dem hübschen, leuchtenden und gut dazu passendem Farbschnitt strahlt es echtes Sommerfeeling aus und macht richtig Lust, es sich mit dem Buch draußen in der Sonne gemütlich zu machen. Und tatsächlich passt dieser erste Eindruck ganz gut zum Inhalt, auch wenn es unter der leichten Oberfläche manchmal ganz schön tief und dunkel wird.

"Very Bad Widows" erzählt in 54 Kapiteln die Geschichten mehrerer befreundeter Ehepaare, alle um die 60, die sich in ihrem Ehealltag ganz offensichtlich verloren haben. Man merkt schnell: Hinter der gepflegten Fassade dieser Paare brodelt es gewaltig. Unausgesprochene Enttäuschungen, unterdrückte Sehnsüchte und der Wunsch nach einem Neuanfang ziehen sich durch die einzelnen Perspektiven. Dass die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt wird, fand ich sehr gelungen – dadurch bekommt man ein vielschichtiges Bild davon, wie unterschiedlich Menschen innerhalb ihrer Beziehungen wahrnehmen, fühlen und handeln.

Manchmal war mir das Ganze allerdings ein bisschen zu "drüber“. Manche Wendungen wirkten leicht überzogen, und vor allem das Ende fühlte sich für mich etwas zu konstruiert an.

Was mir dagegen sehr gut gefallen hat, war der schwarze Humor, der immer wieder durchblitzte, sowie die Art, wie über Liebe, Verlust, Reue und Sehnsucht im Alter gesprochen wird – ehrlich, manchmal bissig, aber immer mit einem gewissen Mitgefühl.

Insgesamt ist "Very Bad Widows" ein unterhaltsamer Roman, der trotz einiger überspitzter Momente viele relevante Themen aufgreift – nicht nur für Leser "in den besten Jahren“, sondern auch für alle, die sich für zwischenmenschliche Dynamiken interessieren. Wer Lust auf einen schrägen, manchmal tiefgründigen und stellenweise herrlich bitterbösen Roman mit Sommer-Vibes hat, ist hier gut aufgehoben.