Ein Herz, das nicht fühlen darf

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user13 Avatar

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Schon nach den ersten Kapiteln wurde mir klar, dass „Vesselless – Mein verräterisches Herz“ mehr sein will als nur eine klassische Romantasy-Geschichte. Das Buch stellt sehr früh große Fragen: Wie viel Kontrolle darf ein System über Gefühle haben? Und was bleibt von einem Menschen übrig, wenn sein Herz nicht mehr ihm selbst gehört?

Besonders interessant fand ich den inneren Konflikt der Protagonistin. Nizzara bewegt sich ständig zwischen Pflicht, Überleben und dem leisen Wunsch nach Selbstbestimmung. Ihre Entscheidungen sind nicht immer richtig oder sympathisch – aber genau das macht sie glaubwürdig. Statt einer strahlenden Heldin bekommt man eine Figur, die Fehler macht, zweifelt und mit den Konsequenzen leben muss. Das hat mir deutlich besser gefallen als ein glatt polierter Charakter.

Die Welt wirkt hart, kalt und oft ungerecht. Magie ist hier kein Geschenk, sondern ein Mittel der Kontrolle. Gerade dieser Aspekt hebt die Geschichte für mich von vielen anderen Fantasyromanen ab. Auch Dagen bleibt lange schwer greifbar: Seine Motive sind nie ganz klar, was jede Begegnung mit ihm spannungsgeladen macht. Die Beziehung zwischen den beiden lebt weniger von Romantik als von Misstrauen, Machtgefälle und unausgesprochenen Gefühlen – was sie umso interessanter macht.

Der Schreibstil ist atmosphärisch und emotional, manchmal ruhig, dann wieder überraschend intensiv. Zwar hätte man einige Erklärungen im Mittelteil etwas entschlacken können, doch insgesamt trägt die Sprache viel zur düsteren Stimmung bei. Das offene Ende hat mich zwiegespalten zurückgelassen: Einerseits frustrierend, andererseits effektiv, weil es noch lange nachwirkt.