Gerüchteküche

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Anna, eine junge Pastorin in einem kleinen Dorf, kümmert sich hingebungsvoll um ihre Gemeindemitglieder. Trotz ihres eigenen Traumas – oder vielleicht gerade deshalb – steht sie den Menschen um sie herum immer wieder zur Seite. Im Mittelpunkt steht dabei die Geschichte einer Mutter, die sich nach einem schrecklichen Unglück, das ihrer Tochter widerfahren ist, das eigene Glück verwehrt. Der Roman beleuchtet den oft problematischen Umgang in der Dorfgemeinschaft, die zerstörerische Kraft von Gerüchten und das fehlende Vertrauen, das zu teils ernsten Konsequenzen führt.
Einige Handlungen der Charaktere waren für mich nicht immer ganz nachvollziehbar; das Lesen des Vorgängerbands „Wir sind schließlich wer“ könnte hier definitiv hilfreich sein, um bestimmte Zusammenhänge besser zu verstehen. Ein Kritikpunkt ist für mich die Vielzahl an aktuellen Themen, die die Autorin einarbeitet – von dem Krieg in der Ukraine und Migration über diskriminierungssensible Sprache bis hin zu Cum-Ex-Geschäften, Homosexualität und anderen gesellschaftlichen Fragestellungen. Für meinen Geschmack wirkt die Geschichte dadurch phasenweise überladen, was den eigentlichen Kern der Handlung etwas in den Hintergrund drängt.
Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen. Der Schreibstil ist fesselnd, und besonders die Kernaussage des Romans hat mich zum Nachdenken gebracht: „Niemand geht durch dieses Leben, ohne Schuld auf sich zu laden. Wir müssen uns alle ständig selbst verzeihen.“ Eine starke Botschaft, die sicher noch lange im Gedächtnis bleibt.