Hochaktuell, fesselnd, charmant!

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Hochaktuell, fesselnd, charmant!

Die 16-jährige Lena verschwindet spurlos über Nacht. Ihr Vater, ihre Mitschülerinnen – ganz Deutschland steht vor einem Rätsel. Und Yasira Saad soll nun genau dieses Rätsel lösen. Sie arbeitet beim BKA und wird mit dem Fall der verschwundenen Lena betraut. Nach kurzer Zeit taucht ein Video auf, das zeigt, wie Lena brutal vergewaltigt wird. Die Täter sind dunkelhäutig, somit ist das Video Öl in das Feuer der Fremdenfeindlichkeit, das in weiten Teilen Deutschlands bereits lodert. Welches Motiv steckt hinter dieser Tat? Warum gibt es ein Video der Tat, aber sonst keinerlei Spuren? Und wo ist Lena? Während die Stimmung in der Bevölkerung immer weiter hochkocht, muss Yasira dringend Antworten auf diese Fragen finden.
Marc-Uwe Kling ist Vielen sicher durch seine „Känguru Chroniken“ bekannt, in denen er mit viel Witz seinen Alltag mit dem kommunistischen Känguru schildert. Der Roman „Views“ geht da in eine diametral andere Richtung – deshalb war ich sehr gespannt, was mich erwarten würde, auch wenn ich mir kaum vorstellen konnte, welche Geschichte Kling in seinem neuen Roman erzählen wird. Ich hatte gehofft, dass auch im Setting einer spannungsgeladenen Erzählung sein Wortwitz und seine charmante Erzählweise durchscheinen würden. Diese Hoffnung wurde voll erfüllt, und sogar übertroffen, da Kling dabei auch noch einen fesselnden Kriminalroman geschrieben hat. Ihm gelingt es dabei, authentische Charaktere zu entwickeln, obwohl die Geschichte auf weniger als 300 Seiten passt. „Views“ ist einerseits ein unterhaltsames Buch, das mich als Leserin nur so durch die Seiten fliegen ließ. Andererseits behandelt es ein brandaktuelles Thema, dessen wahre Auswirkungen wohl noch niemand mit absoluter Sicherheit benennen kann. Er nimmt sich einem Thema an, das bereits gelegentlich in der Gegenwartsliteratur vorkommt, und doch noch nicht breit vertreten ist. Wer an „Die Burg“ von Ursula Poznanski oder „Der Wald“ von Tibor Rode Gefallen gefunden hat, der wird auch von „Views“ begeistert sein“