Daumen hoch!

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Vorab möchte ich sagen, dass ich schon lange kein so witziges und gleichzeitig unglaublich authentisches Buch mehr gelesen habe, wie es hier mit "Voll streng, Frau Freitag" vorliegt.

Frau Freitag ist Lehrerin einer Gesamtschule. Ihre Klasse besteht zum Großteil aus Kindern mit Migrationshintergrung, was wiederrum bedeutet, dass viele Kulturen aufeinander treffen. Zusammenhalt und Konflikte, brave Schüler und guter Unterricht, Störungen und Fehlstunden, die arme Frau Freitag hat es nicht immer leicht mit ihren Schülern, dennoch sind ihr alle sehr ans Herz gewachsen. Humorvoll schildert die Gute dem Leser Situationen und Erlebnisse ihres Schulalltags, Konversationen aus dem Kinder-Facebook und die kleinen und großen Hindernisse im Leben. Stets von fast mütterliche Sorge um den Schulabschluss ihrer Schutzbedürftigen führt Frau Freitag ganz souverän durch das Schuljahr und erinnert die Schüler immer wieder mit liebevollen Nachdruck an die Bewerbungen, die zu schreiben sind.

Das Lesen macht sehr viel Spaß, ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Gespräche und Handlungen genau so stattgefunden haben, typische Vorurteile über "Ausländer" werden aufgegriffen (zum Beispiel die falsche Grammatik von den Jugendlichen, die dann noch mit Jugendsprache und fremdsprachtypischen Begriffen wie vallah vermischt ist) und anderweitig auch wieder zerstört (irgendwie sind sie sich doch alle ähnlich, egal, wo ihre Familien herkommen;)). Frau Freitag lässt uns nicht nur an ihren schulischen Erlebnissen teilhaben, sondern zeigt auch, was in ihr vorgeht, wie sie über die Dinge denkt und sich fühlt. Trotzdem wird das Buch nie zu ernst oder sentimental, immer kommt wieder etwas Lustiges dazwischen. Der Schreibstil ist sehr flüssig, das Lesen geht wie von alleine, dadurch war das Buch auch sehr kurzweilig und genau das Richtige für Zwischendurch, wenn man mal nichts Anspruchsvolles möchte.

Ich bin angehende Lehrerin und kann nur sagen, dass Fr. Freitag einem auch irgendwie  Mut macht, sie zeigt auf, dass es schwierige Situationen gibt und man mit allerlei Probleme zu kämpfen hat, sei es, Unterricht mit nur 4 Kindern zu halten oder zwischen "verfeindeten" Völkern zu vermitteln und für die Situation des Anderen sensibel zu machen, aber dennoch merkt man ihr immer die Freude an ihrem Beruf an. Sie zweifelt an sich, aber sie sieht genauso, dass sie einiges richtig gemacht hat.

Ein tolles Buch mit einer ungewöhnlichen Thematik, viel Witz und eine Prise Stoff zum Nachdenken, kurz, eine gelungene Mischung, die ich jedem weiterempfehlen würde! Ich werde mir nun auch noch das Vorgängerbuch "Chill mal, Frau Freitag" zulegen.