Frau Freitag und eine 10. Klasse

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
primeballerina Avatar

Von

Nach dem äußerst amüsanten Debütroman (“Chill mal, Frau Freitag”) der Lehrerin Frau Freitag, berichtet Frau Freitag in “Voll streng, Frau Freitag” wieder Interessantes aus ihrem Schulalltag.

Die Klasse, welche Frau Freitag bereits seit vier Jahren unterrichtet und durchs Leben begleitet, steht nun im Abschlussjahr. Dabei ist nur ungefähr die Hälfte der Schüler regelmäßig anwesend, die Noten sind leider größtenteils wenn dann nur ausreichend und irgendwie hat noch niemand einen Plan für die Zukunft. Dabei beginnt die Zukunft für die Klasse bereits in nur wenigen Monaten. Ohne Berufsvorstellung oder jemals eine Bewerbung geschrieben zu haben, sieht die Zukunft natürlich nicht allzu rosig aus. Aber dafür gibt es ja Frau Freitag. Diese quält ihre Schüler jeden Tag lang mit Ermahnungen, Elternanrufen, Bewerbertraining und sammelt auf der Berufsmesse alle möglichen Broschüren und sonstiges für ihre liebe Klasse – die in der Zwischenzeit lieber draußen mit den Luftballons spielt.

Nebenher gibt es noch interessante Einblicke in den Kunstunterricht einer siebten Klasse oder in die Lehrergespräche im Lehrerzimmer. Nicht nur interessant, sondern meist auch sehr unterhaltsam für den Lehrer. Eigentlich sollte es ja peinlich sein, da man in deutschen Schulen bestimmt nicht selten auf genau solche Klassen trifft, doch während der Lektüre ist es ehrlich gesagt, einfach nur unterhaltsam. Da können 10. – Klässler keine deutsche Rechtschreibung, wissen nichts von verschiedenen Berufen oder was sie überhaupt mit ihrem Leben anfangen wollen. Respekt vor dem Lehrer gibt es auch nur, wenn dieser daheim bei der Mutter anruft. Und nach der Schule wird auf Facebook (“Kinder-Facebook”, wie Frau Freitag es nennt) über die täglichen Geschehnisse diskutiert, mit besonders vielen Grammatikfehlern, vallah, aboo und Herzchen. Noch lustiger wird’s natürlich durch die Tatsache, dass die Klasse nur aus drei “richtigen” deutschen Schülern besteht – der Rest wurde zwar größtenteils in Deutschland geboren, bezeichnet sich aber der Abstammung wegen doch als Ausländer. Die Hälfte der Mädchen trägt Kopftuch.

Mir ist schon bewusst, dass dieser Roman rein der Unterhaltung des Lesers dienen soll, was es auch tut, ohne Frage. Denn der zweite Roman steht dem Ersten in nichts nach, da schmeißt Frau Freitag einen Gag nach dem anderen rein. Aber irgendwie habe ich nach der Lektüre doch noch einen bitteren Nachgeschmack dabei. Denn in den meisten Schulen geht es doch sehr viel besser zu und dass hier grad ausländische Schüler in solch einem schlechten Licht dargestellt werden, finde ich auch nicht besonders positiv. Doch trotzdem habe ich auf fast jeder dritten Seite gelacht oder zumindest geschmunzelt, weswegen ich es immer noch mit vier Sternen bewerte. Und ein weiteres Buch von Frau Freitag würde ich immer noch gerne lesen – wobei irgendwann bestimmt die Anekdoten aus gehen!