Ehrlich & einfühlsam

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nathi_taiwan Avatar

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In der Biographie der Autorin Claire Daverley heißt es, dass sie insbesondere nachts und in den frühen Morgenstunden an ihrem Roman gearbeitet habe. Mit dieser Information im Hinterkopf ändert sich schon der Blick auf den Titel und das wunderschön gestaltete, sehr verträumte Cover. Die Stunden in der Nacht sind die, die am schwersten zu fassen sind: sie sind losgelöst von den Routinen und der Hektik des Alltags; es sind die Stunden, in denen die Gedanken weit schweifen.

Dies gilt in besonderem Maße für die zwei Hauptprotagonisten Rosie und Will, deren Gedanken stets zueinander hin schweifen. Was als Jugendliebe begann, wurde durch einen frühen Schicksalsschlag zerbrochen. Dennoch ist die Beziehung der beiden sehr unterschiedlichen Charaktere davon geprägt, dass sie nacheinander suchen. So können Wochen, Monate oder auch Jahre vergehen, ohne dass sie einander sehen. Mal steht das Leben ihnen im Weg; mal die subjektive Vorstellung von dem, was "richtig und moralisch" ist; mal sind es Worte, die nie ausgesprochen wurden. Claire Daverley hat zwei sehr authentische und ehrliche Figuren erschaffen, mit denen man mitfühlt und trauert. Am Ende (der Nacht) steht die Frage, wie mutig und ehrlich wir uns selbst gegenüber sein können. Wills und Rosies Leben ist kein geradliniges. Aber viel schöner ist es doch auch, wenn sich ihre Wege auf den vielen Kurven des Lebens häufig treffen und sich diese irgendwann entscheiden, gemeinsam unvorhersehbar und verwundbar zu verlaufen.

Eine ruhige, langsam erzählte Geschichte, über verpasste und neue Chancen. Empfehlung!