Rührselig

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Das Buch wurde mir auf der Leipziger Buchmesse wärmstens empfohlen, und ich konnte mich dieser Begeisterung nicht entziehen - gespannt habe ich zum Hörbuch gegriffen. So ganz ist der Begeisterungsfunke auf mich nicht übergesprungen, dennoch aber war die Geschichte unterhaltsam.

Im Mittelpunkt stehen Rosie und Will, die sich seit Kindheit kennen und die man ihr weiteres Leben über begleitet – mit allen Höhen und Tiefen, die ein Leben nun mal bietet. Die beiden sind schon früh ineinander verliebt, und dieses Gefühl ist über die Jahre mal stärker, mal schwächer geworden, denn es gibt einige Traumata, die beide durchmachen und prägen.

Zu Beginn ist das Buch sehr jugendlich, und ich bin sicher, dass ich es in meinen „Zwanzigern“ auch gemocht hätte, aus meiner heutigen Sicht aber fand ich den Teil zwar nett (und wichtig als Grundstein für die restliche Geschichte), richtig gefühlt habe ich die Charaktere aber nicht. Außerdem plätschert die Geschichte lange leise vor sich hin, ohne dass es große Höhen oder Tiefen gibt. Erst im zweiten Drittel kommt etwas mehr Bewegung in die Geschichte, als es den ersten Schicksalsschlag gibt, der eine Wendung einläutet und das weitere Geschehen maßgeblich beeinflusst. Und während man die beiden Protagonisten begleitet, wie sie erwachsen werden, und die dabei sowohl enge Zeiten miteinander haben, aber eben auch welche, in denen sie sich nicht sehen oder hören, gibt es weitere Tiefen, aber auch Höhen in ihren Leben.

Im Prinzip ist das Buch eine tragische Liebesgeschichte: Rosie und Will scheinen füreinander bestimmt, doch irgendwie passen die Umstände nie. Die schon angedeuteten Unglücke überschatten ihre beiden Leben, und obwohl jeder eigene Wege geht, treffen sie doch immer wieder aufeinander, sind sich dann schnell sehr nahe und dennoch steht aber auch etwas zwischen ihnen.

Die Autorin hat die beiden Figuren gut gezeichnet, dennoch sind sie mir fremd geblieben – Will hat ein großes Herz, aber das Leben macht es ihm nicht leicht und lässt ihn verzweifelt und wütend werden. Rosie ist eine Frau mit vielen Talenten, die sie mal mehr, mal weniger verfolgt, die aber irgendwie immer Will braucht, um Entscheidungen zu treffen, weil sie sich selbst irgendwie immer blockiert. Viele werden die Beziehung zwischen Rosie und Will als romantisch bezeichnen und ein wehmütiges Gefühl beim Lesen haben, ich habe es leider eher kitschig empfunden.

Der Schreibstil ist leicht zu lesen bzw. hören, die Atmosphäre ist fast durchweg melancholisch und traurig – denn leider überwiegen die traurigen Ereignisse und es gibt nur wenig schöne Erlebnisse. Die Sprecherin Heike Warmuth hat eine fast schon unscheinbare Stimme, die aber diese melancholische Stimmung sehr gut eingefangen hat.

Ich fand das Hörbuch ganz unterhaltsam, bin aber nicht so begeistert wie manch anderer Rezensent – wer aber Geschichten wie „Zwei an einem Tag“ oder „Die Frau des Zeitreisenden“ mag, dem wird diese bestimmt gefallen.