„Ich bin eine Outlaw!“ - Must Read!

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frommehelene Avatar

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Eine Geschichte, die sehr langsam beginnt und mich am Ende atemlos zurücklässt.

Ich lerne Cape Heaven kennen, seine teils kauzigen Bewohner, schmecke das Salz in der Luft und begleite den Kleinstadt-Chief bei seinen Rundgängen durch das Städtchen. Ich erlebe Duchesse, hin- und hergerissen zwischen der Liebe und Sorge für die Mutter und der Wut auf deren Verantwortungslosigkeit. Sehe wiederum das Städtchen, das darum weiß, aber nicht hilft.

Einzig der Polizist Walk glaubt an das Gute in den Menschen – vor allem in seinem Freund Vincent, den damalig verurteilten Täter, und dass alles wieder so werden kann wie damals vor dem verheerenden Unglück. Er hat ein Auge auf Star und die Kinder.

Walk ist ein Gutmensch, den man schnell gern hat. Durch und durch Polizist. Ich sehe seine mühevolle Versuche, das Gute der Vergangenheit zu bewahren und die Menschen zu einem gütlichen Miteinander zu bewegen - doch begeht er so viele Fehler, aus dem Impuls heraus, das Beste tun zu wollen. Die Grenze zwischen Opfern und Täter verwischt immer mehr.

Die Rolle seines Freundes Vincent ist so lange ungeklärt, bis auch Walk an der Unschuld zweifeln muss. Aus dem gemächliche Tempo des Anfangs wird eine Flucht, eine Jagd – teils über Land, teils vor Gericht - bis alles unausweichlich scheint.

Die 13-jährige Duchesse beeindruckt - ihre Härte, ihr Willen und ihr Verantwortungsbewusstsein gegenüber ihrem kleinen Bruder. „Ich bin eine Outlaw“ – diese Erkenntnis gibt ihr die Kraft - und sie tut alles, was getan werden muss. Je länger die Erzählung währt, desto mehr tritt ihre Verletzlichkeit, ihre Wunden und ihre Kindlichkeit hinter der harten Schale hervor. Mein Impuls, sie in den Arm nehmen und alle Last von ihr nehmen zu wollen, ist schwer auszuhalten. Was habe ich diesem Mädchen Sicherheit und eine bessere Zukunft gewünscht! Doch ich muss untätig zuschauen. Der Druck wächst immens. Zum Ende stehen mir die Tränen in den Augen.

Stück für Stück beginnen die Verstrickungen der Menschen untereinander hervorzutreten und mit Fortschreiten der Geschichte werden immer mehr Fäden entwirrt. Gleichzeitig wächst der Wirbel aus ungelösten Konflikten, Emotionen, verschwiegenen Fakten und menschlichen Fehlverhalten zu einem Hurrikan heran, in dessen Auge Duchesse und ihr kleiner Bruder hocken, ohne Chance den Folgen zu entgehen.

Das Ende ist gut - und tut doch weh.

Fazit: Ein atmosphärischer Krimi mit einer irren Suspense und einer mutigen Heldin, die man in den Arm nehmen möchte. Must-Read!