Vorsicht vor diesem Roman!

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Als ich mir das Cover und den Klappentext angeschaut hatte, dachte ich: „Drama, Drama, Drama! Ist das nicht ein wenig übertrieben dargestellt und auf Wirkung gequält?“ Aber dann habe ich einfach von vorne angefangen zu lesen und musste mich manchmal regelrecht zwingen, es zwischendurch auch mal beiseite zu legen.

Ich habe selten so eine einfühlsame und dabei spannende Story gelesen. Eigentlich sind es mehrere Stories in einem Buch – sowohl Drama als auch Krimi.

Duchess, dreizehnjährig, ist einerseits so erwachsen, wie es kein Kind in diesem Alter sein sollte. Sie übernimmt wie selbstverständlich die Verantwortung für ihren kleinen Bruder, weil ihre Mutter dazu psychisch einfach nicht in der Lage ist. Andererseits ist Duchess ganz und gar Teenager, rebellisch gegen fast jeden, hat vor nahezu niemandem Respekt und wirft mit den schlimmsten unflätigen Ausdrücken um sich. Das kann man ihr jedoch nicht verdenken. Ich habe dabei trotzdem immer dieses zerbrechliche Wesen vor mir gesehen.

Der zweite Protagonist, Chief Walker – kurz Walk –, im malerischen Idyll des kleinen Ortes aufgewachsen und dort als Polizist geblieben, ist ein wenig Vaterersatz für Duchess und ihren kleinen Bruder Robin. Walk kennt deren Mutter Star seit ihrer Kindheit. Sie sind alte Freunde. Zu ihrem Kreis gehörten noch Vincent und Martha. Vincent ist Walks bester Freund, aber angeblich Mörder von Stars Schwester Sissy. Vincent war damals vor 30 Jahren mit Star zusammen. Martha war damals Walks Freundin. Die Trennung der beiden ist eine traurige Geschichte für sich.

Nun kommt Vincent nach dreißig Jahren aus dem Gefängnis und alles gerät aus den Fugen. Die Freunde von damals werden – wie man so schön sagt – „von der Vergangenheit eingeholt“. Viele Fragen werden aufgeworfen und – das kann ich verraten, ohne zu spoilern – am Ende fast alle zufriedenstellend geklärt.

Das ganze Buch ist von zwei Handlungssträngen, oder besser gesagt Perspektiven, durchzogen: aus der Sicht von Duchess und aus Walks Sicht. Eine ganze Reihe anderer Haupt- und Nebenfiguren bereichern den Roman. So erhält man nebenbei Einblick in die tagtägliche Arbeit von Chief Walker und die z. T. sehr menschlichen Probleme, mit denen er dabei konfrontiert wird. Die sind manchmal ziemlich skurril, fast schon komisch, wenn z. B. der Fleischer Milton seinem Nachbarn einen Schafskopf in den Garten wirft und ähnliches.

Mein Fazit: Ein rundum gelungener Roman. Aber Vorsicht, er fesselt!