Universelles Traditionsbackbuch

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Manches Wissen vererbt sich von Generation zu Generation. Diese Erkenntnis hat sich das Münchner Unternehmen "Kuchentratsch", gegründet von Katharina Mayer, zu Herzen genommen. Mayer gibt SeniorInnen einen Job in ihrer High-End-Bäckerei und erschafft damit eine klassische Win-win-Situation: Die älteren Menschen haben eine neue, sie erfüllende Aufgabe und "Kuchentratsch" kann Kuchen "von Oma" anbieten und damit wiederum seine Kunden glücklich machen.

Was liegt nun näher als das gesammelte Backwissen der älteren Generation, also in diesem Fall der bei "Kuchentratsch" beschäftigten "Back-Omas" (es gibt auch einen "Back-Opa" sowie 2 “Liefer-Opas” und eine Oma), zu bündeln und in Buchform herauszubringen. In diesem Fall hat der marktführende Verlag im Ratgeber- und Food-Bereich, GU, mit "Kuchentratsch" kooperiert und herausgekommen ist dabei das Buch "Von Oma mit Liebe. Die 96 besten Kuchentratsch-Rezepte".

Die Aufmachung in Vintage-Leinenoptik ist ebenso bestechend wie die Food-Bilder in klassisch hochwertiger GU-Qualität. Das besondere visuelle Extra bei diesem Buch sind allerdings die People-Fotografien, mittels derer die Omas und Opas liebevoll portraitiert wurden. Zudem gibt es kleine gezeichnete Portraits der BäckerInnen, die sowohl das Vorsatzpapier als auch die dem Rezept zugefügten "Tipps" illustrieren. Ein Vorwort der Gründerin, “Fun-Facts” über das Unternehmen sowie Interviews mit ein paar der SeniorInnen, runden den Teil des Buches ab, in dem es nicht um das Gebäck an sich geht.

Der sehr umfangreiche Rezeptteil gliedert sich in 4 Unterkapitel (“Kleine Leckerbissen”, “Lieblingskuchen für jeden Tag”, “Torten für jeden Anlass”, “Trendig & aus aller Welt”). Pro Kapitel gibt es jeweils einmal ein Rezept, dem eine bebilderte “Schritt-für-Schritt”-Anleitung auf 2 Seiten angefügt ist.

Im Bereich des Kleingebäcks, der uns zuerst ins Auge fällt, befinden sich die ersten Klassiker, die fast jeder von der eigenen Oma kennen dürfte. Manche Rezepte wurden durch exotische Zutaten wie Cranberries, Chai-Tee oder Macadamianüsse modernisiert, andere kommen in ihrer klassischen Gestalt daher (Baumkuchenspitzen, Quarkbällchen, Kirchweihnudeln, Spritzgebäck). Während man für Rezepte wie Zitronen-Muffins nur wenig Backkenntnisse braucht, sind z.B. “Brandteigkringel mit Vanillefüllung” eher etwas für fortgeschrittene “TeigverarbeiterInnen”.

Beim Kapitel “Lieblingskuchen für jeden Tag” hätte ich vielleicht den Zusatz weggelassen, denn manche der Kuchen firmieren bei mir eher unter dem Begriff “Sonntagskuchen”, weil sie in der Machart schon eher aufwändig sind. Darunter würde ich z.B. einen Florentiner Kirschkuchen, einen Zimtschneckenkuchen oder Rohrnudeln mit Zwetschgenfüllung zählen, die sich im gehetzten Alltag wohl nur schwer umsetzen lassen. Einen Marmor-, Rotwein- oder Zitronenkuchen kann man dagegen wohl schon eher mal zwischendurch kreieren.

Dass die Torten im dritten Kapitel schon mehr Fingerspitzengefühl erfordern, dürfte auch klar sein, immerhin sind sie für besondere Anlässe gedacht. Hier wurde in den Rezepten auch mal an die unter Zöliakie oder Glutenunverträglichkeit leidenden Tortenliebhaber gedacht mit Rezepten wie Glutenfreie Eierlikörtorte oder Buchweizen-Preiselbeertorte. Aber natürlich dürfen auch hier “Oma-Klassiker” wie die Schwarzwälder Kirschtorte nicht fehlen.

Auch im letzten Kapitel wird mit den “trendigen” und internationalen Rezepten nochmal speziellen Bedürfnissen wie vegan oder glutenfrei Tribut gezollt. Auch Kinderaugen dürften beim Anblick einer Piñata-Smarties-Torte, Regenbogentorte oder eines Zahlenkuchens auf dem Geburtstagstisch, leuchten.

Auch wenn ich kein Backkünstler bin, werde ich mich demnächst wohl an das ein oder andere Rezept heranwagen. Vor allem der Irische Apple Pie von Oma Kate hat es mir angetan.

Wenn man sich aus Gründen z.B. der Platzknappheit nur noch ein Backbuch anschaffen wollen würde, dann würde ich dieses hier guten Gewissens empfehlen.